Lauenburg/Lütau. Altes Handwerk erlebte am Wochenende in Lauenburg eine Renaissance, und der Annenhof in Lütau stand ganz im Zeichen des Mittelalters.

Auf dem Markt "Kunsthandwerk und Design" auf dem Lauenburger Schlossplatz zeigten Meister des Fachs, was sie können. An 35 Ständen fanden Freunde traditionellen Kunsthandwerks von Silberschmuck bis hin zu Holz- und Keramikarbeiten, Gartenkunst, handgemachten Kleidern und Taschen alles, was das Herz begehrt. Ein besonderes Bonbon für alle Besucher: Auf dem Schlossplatz konnten sie nicht nur fertige Arbeiten bestaunen, viele Aussteller ließen sich bei der Entstehung ihrer Arbeiten über die Schulter schauen.

So auch Ulrike Bielefeldt. Seit 1972 spinnt sie Tierhaare zu Wolle. Auf dem Schlossplatz zeigte sie Besuchern gemeinsam mit dem Verein "KunstVoll am Zug", wie aus Hunde- und Schafhaaren weiche Wollfäden werden. "Es dauert zwar etwas, bis man den Dreh raus hat. Aber wenn man weiß, wie es geht, macht es dafür richtig Spaß", sagte die 70-Jährige.

Wenige Meter weiter ließ "Schmied Michael" die Funken fliegen. Der 44-Jährige schmolz Kupfer und fertigte daraus Amulette, Haarschmuck und Armbänder. "Angefangen habe ich mit Malerei und Bildhauerei. Heute liegt mein Schwerpunkt aber auf dem Kupferschmuck", sagte der gelernte Zimmermann. Bürstenmacher Hans-Wilhelm Hintz setzte wiederum auf leise Töne. Seit mehr als 30 Jahren verdient er sein Geld mit Bürsten aus Holzstiften, Ross- und Dachshaaren. Farbenprächtig ging es wenige Meter weiter zu. Hier zog ein kunterbunter Holzvogel die neunjährige Malin Claussen in seinen Bann. Gemeinsam mit ihrer Mutter schlenderte sie über den Schlossplatz, als sie den bunten Vogel mitten zwischen farbigen Holzkatzen, -Eulen und Schnecken entdeckte. "Die sind so schön bunt", freute sie sich. Malin und ihre Mama hatten an diesem Nachmittag noch viel vor, denn auch das Mittelalterfest in Lütau wollten sie auf keinen Fall verpassen.

Auf dem Annenhof an der Alten Salzstraße in Lütau sorgten 100 Anhänger des mittelalterlichen Lebens für ein stilechtes Spectaculum. Unter dem Motto "Damals an der alten Salzstraße" zeigten sie, wie die Menschen seinerzeit miteinander lebten und Handel trieben. "Es werden immer mehr Anhänger, die sich für diese Szene interessieren", sagte Jürgen Hagenkötter, der Leiter des Zugpferdemuseums im Annenhof.

Die Gäste übernachteten in Zelten auf dem Hof des Anwesens, schlüpften tagsüber in ihre Rollen. So wie Gunau Herzberg (50) aus Lohe-Föhrden. "Im normalen Leben bin ich Elektrotechniker", sagte er. Auf dem Mittelalterfest fertigte er edle Glasperlen. Oder Thorsten Rieck (41), eigentlich Ausbildungsleiter: Mit einem 3,5 Kilogramm schweren Eisenhelm auf dem Kopf mimte er den Ritter. "Man kann hier herrlich abschalten, das liebe ich so an dieser Rolle", sagte er. Aus Nordfriesland waren sieben Frauen nach Lütau gekommen. In kunstvollen Gewändern tanzten sie als sarazenische Tänzerinnen über den Hofplatz. Besucher konnten sich beim Axtwurf ausprobieren oder sich beim Gewandschneider etwas Schönes aussuchen. Selbst Seher und Heiler hatten ihre Zelte im Dorf stilecht aufgeschlagen.

"Die Szene ist etwas Besonderes. Alle haben zum Beispiel gut zusammen gehalten und geholfen, als am Freitagabend der Sturm Zelte zerstörte", schwärmte Hagenkötter. 2010 will er das Spektakel wieder aufführen - zum fünften Mal.