Lauenburg. Seit Jahren muss sich Bauamtsleiter Reinhard Nieberg Beschwerden der Bürger anhören, die Stadt sei zu dreckig, und auch die Kommunalpolitiker halten mit ihrer Kritik nicht hinter dem Berg.

Jetzt haben er und seine Mitarbeiter ein Konzept für ein "Sauberes Lauenburg" entworfen. "Die Bürger unterscheiden nicht zwischen dem Pflegezustand öffentlicher Flächen und dem Gesamteindruck, den die Stadt hinterlässt", hat Nieberg festgestellt. Deshalb setzt das Konzept einerseits auf eine Sensibilisierung der Bürger selbst und andererseits auch auf die konsequente Ahndung von Verstößen. "Wir müssen an die Eigenverantwortung aller Lauenburger appellieren und gleichzeitig unsere eigenen Reinigungsleistungen intensivieren", so seine Idee.

Einem besonderen Ärgernis haben sich die Verwaltungsmitarbeiter ohne "Berührungsängste" genährt: dem Hundekot auf Lauenburgs Straßen. "Scheiße gelaufen", steht auf den großformatigen Plakaten, die noch in diesem Monat im Stadtbild ganz sicher auffallen werden. Die Provokation sei beabsichtigt, sagt der Amtleiter und verspricht sich von der frechen Aktion eine hohe Aufmerksamkeitsquote. Überhaupt setzt die gesamte Konzeptidee auf visuelle Eindrücke: Künftig soll ein Logo für den nötigen Wiedererkennungswert sorgen.

Der wichtigste Aspekt der Aktion, die nicht zufällig in Lauenburgs Jubiläumsjahr beginnt, soll allerdings sein, dass die Bürger selbst mit offenen Augen durch ihre Stadt gehen und Verschmutzungen - egal, ob auf öffentlichem oder privatem Grund - per Hotline bei der Stadtverwaltung melden können. Nieberg weiß aber auch, dass dann schnelles Handeln erforderlich ist, damit die Motivation der Bürger nicht verpufft. "Bisher haben wir immer erst nach dem Verursacher geforscht. Dabei konnten schon mal Wochen ins Land gehen, aber der Dreck lag immer noch da", so der Amtsleiter. Damit soll jetzt Schluss sein: Binnen 24 Stunden will die Verwaltung auf die Hinweise der Bürger reagieren, selbst wenn sie dabei auf den Kosten der Entsorgung sitzen bleibt. Überhaupt stellt Nieberg klar, dass die Umsetzung des Konzeptes nicht zum Nulltarif zu haben ist. Etwa 10 000 Euro, so schätzt er, werde die Aktion im ersten Jahr kosten. In den Folgejahren sei dann mit etwa 2500 Euro zu rechnen. Das ist allerdings nichts gegenüber den Kosten, die durch die Intensivierung der Reinigungsaktivitäten der Stadt selbst entstehen. Diese zusätzlichen Leistungen würden mit etwa 100 000 Euro jährlich zu Buche schlagen, schätzt Nieberg. "Große Teile der Aktionskosten geben wir mit der Straßenreinigungsgebühr an die Anlieger weiter, aber die beschweren sich schon jetzt über die Höhe", gibt er zu bedenken. Trotz dieses Hinweises hat das Konzept der Verwaltung kürzlich einstimmig den Bauausschuss passiert. Nur eine weitere Arbeitsgruppe zur Koordinierung mochten die Stadtvertreter nicht bilden.