Lauenburg. Julia Wehnert schläft auch in heißen Sommernächten bei geschlossenem Fenster, denn sie wohnt direkt an der Bundesstraße 5. “Ab vier Uhr morgens ist es so laut, als würden die Lkw direkt durch mein Schlafzimmer donnern, an Schlaf ist nicht zu denken.“

Eins ärgert sie besonders: "Die verantwortlichen Damen und Herren aus der Stadtverwaltung finden sich offensichtlich damit ab. Sicher haben sie alle ein Häuschen am ruhigen Stadtrand."

Doch weder den zuständigen Verwaltungsmitarbeitern, noch den politischen Fraktionen kann in dieser Frage Untätigkeit vorgeworfen werden. Im Gegenteil: Nachdem Bürgermeister Harald Heuer im Herbst vergangenen Jahres aus Kiel das strikte "Nein" für die seit langem geforderte Umgehungsstraße mitbrachte und daraufhin den politischen Druck einforderte, kamen die Stadtvertreter auch auf spektakuläre Ideen. Dr. André Peylo (SPD) schlug beispielsweise eine Protestaktion vor, durch das gleichzeitige Bedienen der manuell gesteuerten Fußgängerampeln den Verkehr zeitweise lahm zu legen. Doch die Umsetzung könnte an mangelnder Beteiligung der Bürger scheitern. Bürgermeister Harald Heuer wundert sich schon lange darüber, dass die Lauenburger untätig bleiben und offensichtlich nur im "stillen Kämmerchen" ihrem Ärger Luft machen.

Wie sehr die Lauenburger durch den Schwerlastverkehr betroffen sind, lässt sich in Zahlen belegen: Im Jahr 2005 sind 30 Prozent mehr Lkw über Lauenburgs Straßen gedonnert als noch im Jahr 2000, und bei der Zählung im nächsten Jahr könnte der Anstieg noch gravierender sein. Zwar wird von überörtlicher Ebene der Zusammenhang zwischen der seit 2005 eingeführten Lkw-Maut und dem angestiegenen Schwerlastverkehr immer wieder dementiert, aber Heinz Schult hat ganz andere Beobachtungen gemacht. Der 69-Jährige war früher selbst Berufskraftfahrer und schaut genau auf die Nummernschilder der Brummis: "Die aus Osteuropa fahren von der polnischen Grenze aus immer die B 5 entlang und sparen so die Maut", ist er überzeugt.

Für Bauamtsleiter Reinhard Nieberg ist der Streit, ob die vielen Lkw auf Lauenburgs Straßen Mautflüchtlinge sind oder nicht, völlig nebensächlich: "Wenn ein Anwohner wegen des Lärms nie ausschlafen kann, ist ihm das auch egal." Für Nieberg wäre nur die Umgehungsstraße eine wirksame Lösung. An diese Möglichkeit scheint aber auch auf politischer Ebene niemand mehr zu glauben. Die SPD-Fraktion wird auf der nächsten Stadtvertretersitzung einen entsprechenden Antrag einbringen: Die Verwaltung soll beauftragt werden, Druck auf die zuständigen Landes und Bundesbehörden auszuüben, damit diese verkehrsberuhigende Maßnahmen einleiten. Dem Bedarf der Fußgänger angepasste Ampelphasen, Verkehrsinseln, Radfahrstreifen sollen unter anderem eine Entlastung bringen.

Klaus Schumacher hat einen ganz anderen Tipp: "Flensburg hat eine Gewichtsbegrenzung für Fahrzeuge erwirkt, die durch die Stadt fahren dürfen. " Dafür allerdings müsse man den Verantwortlichen lange genug auf die Füße treten.