Lauenburg. Bürgermeister Harald Heuer hat gestern den Neujahrsempfang der Stadt Lauenburg zu einer flammenden “außerparlamentarischen Brandrede“ vor rund 300 Gästen aus Stadt, Amt und Kreis genutzt.

"Entweder lassen wir die Stadt sterben oder suchen nach Wegen, um neue Einnahmequellen zu erschließen", sagte Heuer in seiner Neujahrsrede.

Den Anlass für seinen Appell an die Politik lieferte die desolate Finanzsituation der Stadt, die Investitionen nur noch mit Hilfe von Fördergeld möglich erscheinen lässt: "Lauenburg steht am Scheideweg, weil 2009 noch schwieriger werden wird als 2008. Wir müssen uns entscheiden. Entweder sparen wir die Stadt zu Tode oder wir finden gemeinsam Wege, um neue Einnahmequellen zu erschließen. Es gibt nur noch die Alternative hinnehmen oder handeln. Will die Stadt die von außen zugespielten Chancen nutzen oder akzeptiert sie den Niedergang und den eventuellen Verlust der Selbstständigkeit? Ich bin für kämpfen ", sagte er und ließ unausgesprochen, was er konkret meinte: die Realisierung des Schrägaufzuges. Für die von Befürwortern als "touristisches Leuchtturmprojekt" bezeichnete Verbindung zwischen Ober- und Altstadt hat Lauenburg Förderzusagen in Höhe von 90 Prozent. Allerdings formiert sich in der Stadtvertretung angesichts der Haushalts-Situation Widerstand gegen den verbleibenden Eigenanteil in Höhe von knapp einer Million Euro. SPD, Bündnisgrüne und FDP-Stadtvertreter Sven Distel planen, den Schrägaufzug bei der Beratung des Haushaltes 2009 zu "beerdigen".

Der erfreulichere Part des Empfangs fiel Bürgervorsteher Andreas Lojek zu: die Ehrung verdienter Bürger und Politiker. Mit dem Ehrenteller zeichnete er Antje Schubert aus, die von 2001 bis 2008 zunächst mit Petra Lepsien und nach deren Ausscheiden mit vielen weiteren ehrenamtlichen Helfern die marode Heinrich-Osterwold-Turnhalle der Lauenburger Sport-Vereinigung an der Elbstraße 145 in das Kulturzentrum Alte Turnhalle verwandelte und mit vielen ausverkauften Veranstaltungen zum Treffpunkt von Theater- und Musikfreunden machte. Zurzeit wird das Gebäude saniert und soll im Herbst 2009 wiedereröffnet werden. Den Ehrenteller und die Ehrennadel, mit der langjährige Stadtvertreter nach ihrem Ausscheiden in den " Ruhestand " verabschiedet werden, überreichte er an Rasmus Dittmer. Der SPD-Politiker war vier Jahre lang Bürger- und zehn Jahre lang Stadtvertreter, zuletzt als Fraktionsvorsitzender. Ende des Jahres zog er zu seiner Freundin nach Mölln. Die Ehrennadel erhielt auch Petra Horst für elf Jahres politisches Wirken - zunächst für die CDU, seit 2002 für die SPD.

Zur Musik des Shantychores "Die Kielschweine" nutzten dann die Besucher, unter ihnen Kreispräsident Meinhard Füllner, der SPD-Landtagsabgeordnete Olaf Schulze, der CDU-Bundestagskandidat Norbert Brackmann, Amtsvorsteher Werner Schumacher, Bürgermeister Harald Jäschke aus Boizenburg, Bürgermeister Jens Kaidas aus Hohnstorf, Schwarzenbeks Erster Stadtrat Egon Siepert sowie Lauenburgs ehemalige Bürgermeister Dieter Wollenberg und Heinz Werner Albrecht, bei Wein, Bier und Häppchen die Gelegenheit zum Smalltalk. Hauptthema war natürlich Heuers " Brandrede". Die Reaktionen waren geteilt und reichten von "Wurde auch Zeit" über "Genialer Ablenkungsversuch von Versäumnissen der Verwaltung" bis hin zu "Wenn das Parteibuch weiter über die Sache gestellt wird, ist mit dem Parlament in dieser Zusammensetzung kein Staat zu machen".