Lauenburg (tja). Eine Stoßstange und andere abgerissene Teile eines Autos auf dem Eis des Elbe-Lübeck-Kanals am Horster Damm lösten am Donnerstagabend einen Großeinsatz von Feuerwehrleuten, Wasserrettern und Polizeibeamten aus: Unter der Eisdecke wurde ein Auto vermutet.

"Reifenspuren an der Kaianlage führten direkt zur Wasserkante", berichtete Ulrich Finke von der zuständigen Wasserschutzpolizei. Schließlich wurde ein in der Hohnstorfer Straße Neues Land gestohlener Golf aus dem Wasser geborgen, den die Diebe offenbar mutwillig versenkt hatten.

Weil aber zunächst unklar war, was passiert war, rückte ein Großaufgebot der Retter am Lauenburger Umschlagplatz an. Die Feuerwehrleute brachten ihre Drehleiter in Stellung, um so den Tauchern der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) den Einstieg ins Eis zu ermöglichen. Die vier Meter hohe Kaimauer wären sie sonst nicht hinunter gekommen.

"Weil wir wegen des Eisgangs schon länger keine Schifffahrt mehr auf dem Kanal haben, war die Sicht unter Wasser nahezu paradiesisch", berichtete Taucher Sven Steinicke von der DLRG Büchen. Zudem leuchteten Feuerwehrleute vom Ufer aus ins Wasser.

Schnell hatte Steinicke auf dem Grund ein Auto entdeckt. "Der Wagen lag auf dem Dach", sagt er. Von der Leiter aus reichten ihm Helfer der Feuerwehr ein Stahlseil, das er am Golfbefestigte. Mit der Seilwinde ihres Rüstwagens konnten die Lauenburger Feuerwehrleute das Wrack dann an Land ziehen.

Eine Überprüfung des Kennzeichens im Polizeicomputer gab dann rasch Aufschluss: Der schwarze VW Golf II war in der Nacht im nahen Hohnstorf gestohlen worden. "Die Diebe hatten sich offenbar gezielt ein altes Auto ausgesucht. Sie haben das Türschloss aufgestochen und die Zündung kurzgeschlossen. Ein modernes Auto hätten sie aufgrund der Wegfahrsperre gar nicht starten können", erklärt Finke. Nach der Spritztour suchten sich die Autoknacker dann einen Platz für die "Entsorgung" des Golf. Sie legten einen Stein auf das Gaspedal des Automatik-Wagens, öffneten alle Fenster und ließen den Wagen dann führerlos über die Kaianlage rauschen. Nach wenigen Augenblicken war der Golf im eisigen Wasser versunken.

Jetzt fahndet die Polizei nach den Dieben, die Beamten haben auch schon einen Anfangsverdacht. Besonders ärgerlich: Der Golf gehörte einer 47-jährigen Behinderten, die auf den speziell umgerüsteten Wagen angewiesen ist.

"Die Zusammenarbeit der verschiedenen Organisationen hat wieder einmal sehr gut geklappt, obwohl es ein sehr ungewöhnlicher Einsatz war", bilanzierte Wehrführer Thomas Burmester den Einsatz. Doch trotz der reibungslosen Zusammenarbeit - im zwei Grad kalten Wasser des Kanals hätte ein Mensch in dem Golf wohl nicht überlebt.