Lauenburg/Hohnstorf. Geht Lauenburgs Bürgermeister Harald Heuer ins Exil? Sein Amtskollege Jens Kaidas aus Hohnstorf hat ihm jedenfalls gestern die Möglichkeit eröffnet: Bei der Auslösung der traditionellen Eiswette auf dem Hohnstorfer Fährbuhnen bot Kaidas Heuer eine Sandbank in der Elbe vor Hohnstorf an.

Der Spaß steht bei der Auslösung der traditionellen Hohnstorfer Eiswette im Vordergrund.

"Zum Erholen von der Lauenburger Politik", spielte Kaidas vor 300 Gästen augenzwinkernd auf die politischen Zerwürfnisse um den Schrägaufzug an.

Heuer nahm die Anspielung gelassen. "Wir wollten die Insel ohnehin schon entern, gut, dass Kollege Kaidas sie jetzt freiwillig angeboten hat. Das wäre der richtige Ort für gestresste Lauenburger", meinte Heuer. Das Abstimmungs-Chaos in der letzten Stadtvertretersitzung zum umstrittenen Schrägaufzug, der die Elbstraße in Höhe des Rufer-Platzes mit der Oberstadt am Schloss verbinden soll, hatte ihm arg zugesetzt. Einziger Haken am geplanten "Insel-Leben": Zurzeit haust eine Horde Kormorane auf dem Eiland gegenüber von Lauenburg.

Zum 16. Mal gab es gestern in Hohnstorf die Eiswette mit der entscheidenden Frage, ob de "Elv geit" oder "steit". Schiffer Rolf Lohmann und Fischer Erich Panz hatten von Bord des in Lauenburg stationierten Streifenbootes der Wasserschutzpolizei den Fluss mit einem historischen Fernrohr nach Eis abgesucht. Lohmann: "Seit ich das Fernglas mal aus Lauenburg bekommen habe, scheint damit etwas nicht zu stimmen. Ich sehe seitdem kein Eis mehr, da haben die Lauenburger bestimmt dran gedreht." Allerdings: Unterhalb des Fährbuhnens hatte sich im stehenden Wasser bereits eine Eisdecke gebildet. Noch ein paar Tage Frost - und Heuer kann seine Exil-Insel zu Fuß erreichen.

Während im vergangenen Jahr Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) der Überraschungsgast bei der Eiswette war, zauberte Kaidas diesmal die wohl hübscheste Landtagsabgeordnete des niedersächsischen Landtages hervor: Miriam Staudte (Grüne), die sichtlich Spaß am Besuch in ihrem Heimatwahlkreis hatte. "Sie gilt als erwachsen und groß, geht aber ins Kindergeschäft, um sich einzukleiden, prüft ihr Gewicht auf einer größeren Briefwaage und isst gerne Müsliriegel", hatte Kaidas die Abgeordnete angekündigt. Der Hohnstorfer Bürgermeister ging auf den Lebensweg der 33-Jährigen ein und spielte in seiner launigen Art auf deren Erlebnisse mit Wasserleichen, Castor-Demos und anderem an.

Noch auf dem Fährbuhnen hatte Jens Kaidas angekündigt, dass Lohmann und Panz in dieser Woche als Experten nach Grönland fliegen sollen, um den Eisgang dort zu beurteilen. 1997 konnten sie in der Geschichte bisher einmalig verkünden, dass de "Elv steit". "Ich hatte bei der Einladung schon überlegt, ob ich zur Eiswette oder lieber doch zum Anbaden einladen soll", sagte Kaidas zu den bisher eher milden winterlichen Temperaturen. Doch gestern trieben bereits Eisschollen an seiner Gemeinde vorbei und es herrschte dichtes Schneetreiben.

Der Erlös der Eiswette kommt wie in jedem Jahr sozialen Einrichtungen Hohnstorfs zugute.