Lauenburg (per). Kanada ist wohl eines der Auswanderländer überhaupt und die meisten verbinden damit Freiheit und Abenteuer pur.

Joachim Treptow ist ein echter Lauenburg'scher Jung, auch wenn er seit sechs Jahren in München lebt. Wer sich von Lauenburg trennt, um in die bayerische Hauptstadt zu gehen, schafft es überall, könnte sich der 28-Jährige gedacht haben. Dann zog er im April diesen Jahres nach British Columbia, um dort verwaiste, junge Grizzly-Bären nach ihrer Auswilderung zu beobachten. Joachim Treptow engagiert sich im Northern Lights Wildlife Shelter, dem weltweit ersten Projekt dieser Art. "Wir wollen zeigen, dass junge Grizzly-Bären in der Auffangstation das Wichtigste lernen können, ohne sich dabei an den Menschen zu gewöhnen", erläutert er das Ziel der Organisation. Um die Lebensfähigkeit der beiden ersten ehemaligen Schützlinge "Johnny" und "Suzie" in der Wildnis zu beweisen, wurden ihnen Halsbänder umgelegt, die GPS-Daten per Satellit übertragen. Aber Joachim Treptow vertraut nicht nur auf die moderne Technik. "Ich verbringe viel Zeit im Busch mit Bären. Nachts habe ich schon ein Scheuern an meiner Zeltwand gehört und morgens einen frischen Bärenhaufen direkt vor meinem Zelteingang gefunden." Das würde andere Menschen sicher kaum begeistern, aber der junge Wissenschaftler weiß genau, wie er sich gegenüber den Raubtieren verhalten muss. So nimmt er zum Beispiel keine Lebensmittel mit in das Zelt, selbst Kleidung, die er beim Kochen getragen hat, wird an einen Baum gehängt, um die neugierigen Tiere nicht anzulocken. Angst? "Ich nicht, aber meine Frau hatte zuerst die Hoffnung, dass ich mit Bären eventuell Waschbären meinen könnte", erzählt der engagierte Naturforscher aus Lauenburg.