Lauenburg (ro). Dass die Produktion des männlichen Sexualhormons Testosteron mit zunehmendem Alter wissenschaftlich nachgewiesen sinkt, ist ein Umstand, mit dem der kleinere Teil der bundesrepublikanischen Bevölkerung irgendwie klar kommen muss.

Für Comedian Bernd Stelter ("7 Tage, sieben Köpfe") sind diese und andere Tragödien des Älterwerdens der Stoff für ein abendfüllendes Programm.

Stelter, 47 Jahre alt und einer der ganz Großen der deutschen Humorbranche, war nach Lauenburg ins ausverkaufte "Mosaik" gekommen, um einem begeisterten Publikum zu erklären, welche tatsächlichen oder vermeintlichen Widrigkeiten das Älterwerden so mit sich bringt.

Aber es gibt auch positive Aspekte, die Stelter herausarbeitet. Zunehmende Vergesslichkeit im fortgeschrittenen Lebensstadium etwa habe zur Folge, dass man seine Ostereier selber verstecken könne. Und die eingangs erwähnte sinkende Testosteronproduktion habe die positive Wirkung, "dass der Mann plötzlich mit dem Kopf denken kann". Die Herausforderung bestehe für die Männer aber darin, dass sie "daran nicht gewöhnt sind". Ein Moment, in dem die lachenden Frauen im Publikum in der Überzahl sind.

Rollenwechsel für Bernd Stelter: Jetzt ist er "Bernie". Bernie ist Disc-Jockey auf Ü-30-Partys und lässt hinter seinem Mischpult so richtig die Post abgehen. "Wir brauchen hier keine Türsteher bei unseren Partys", sagt Bernie. Der Grund: "Die würden höchstens die Pflegestufe kontrollieren." Garniert mit Hits der Pop- und Schlagergeschichte lästert Stelter alias Bernie über ein- und mehrfach Geschiedene, die sich bei der Suche nach neuen Partnern wieder auf dem Markt der Möglichkeiten tummeln. Hart wird es dabei nur für die über 50-Jährigen. Wenn die zu seinen Partys kommen, dann ist das "betreutes Tanzen".

Ein wenig distinguierter gibt sich Stelter als dreifach geschiedener Ehemann, der so eine richtig "kleine, miese, unverschämte Midlife-Krise" durchmacht. Philosophische Erkenntnis nach drei Ehen: "Was ist der Unterschied zwischen einer Ehefrau und Zucker"? Stelter bleibt die Antwort nicht schuldig: "Zucker wird erst raffiniert und dann süß."

Zwischen den vielen Schenkelklopfern lässt Stelter aber auch eine nachdenkliche Seite seines Repertoires aufblitzen. Wenn er über seine Liebe zu Meer und Strand singt, erinnert das manchmal an Reinhard Mey. Nachdenkliche Texte, schöne Melodien, trägt er vor. Dann - schließlich weiß Stelter, was sein Publikum verlangt - wendet er sich dem "Hotel Mama" zu. Jetzt ist Stelter der geplagte Papa, der sehnsüchtig auf den Auszug des studierenden Sohnes aus den elterlichen vier Wänden wartet. Was sich aber als schwierig erweist, denn der Studiosus macht keinerlei Anstalten in diese Richtung: Der Herr Sohn "kann manchmal abends nicht ins Bett. Weil er noch drin liegt."