Worth. Worth hat die kleinste Kirchengemeinde auf dem schleswig-holsteinischen Festland. Wie es dazu kam – und was jetzt geplant ist.

Seit 2019 zierten große Spruchbänder mit der Aufschrift „Bitte hilf mir!“ den Turm der St.-Marien-Kirche zu Worth. Das Holz des 1824 an das Gotteshaus angebauten Turmes war im Laufe der Jahre sanierungsbedürftig geworden, und alleine konnten die 96 Mitglieder der kleinsten Kirchengemeinde auf dem schleswig-holsteinischen Festland die sechsstellige Summe nicht stemmen. Inzwischen ist der Betrag, der durch die Inflation auf 200.000 Euro angewachsen ist, dank zahlreicher Spender zusammen.

Ein Gerüst umfasst den zum großen Teil bereits mit neuem Eschenholz versehenen Kirchturm. Für Freitag, 30. Juni, ist die offizielle Bekrönung vorgesehen. So heißt der Vorgang, wenn das Kreuz mit der goldenen Kugel auf die Kirchturmspitze gesetzt wird. Dazu gehört auch, dass eine 15 mal 3 Zentimeter große, versiegelte Zeitkapsel hinterlegt wird. Inhalt: ein Aufnäher des Ortswappens, Euro-Geldmünzen aus diesem Jahr sowie Schriftstücke zur Einwohnerzahl (184). „Hinein kommt auch ein Text mit Themen, die die Menschen heutzutage bewegen, etwa der Klimaschutz“, ergänzt Bürgermeister Uwe Schack, der auch dem Kirchenvorstand angehört.

Die St.-Marien-Kirche in Worth mit dem Schriftzug an dem alten Kirchturm. Eine schadhafte Stelle ist mit roter Folie abgeklebt.
Die St.-Marien-Kirche in Worth mit dem Schriftzug an dem alten Kirchturm. Eine schadhafte Stelle ist mit roter Folie abgeklebt. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Nach Abschluss der rund zehnwöchigen Arbeiten – derzeit werden die Schindeln aus Eiche an der Spitze des Turmes angebracht – fehlt dann nur noch das aufgearbeitete Ziffernblatt der Kirchturmuhr. Das soll Anfang Juli geliefert werden. Erforderlich geworden war die teure Restaurierung, weil sich die alten Eichenschindeln nach 200 Jahren nach und nach aufgelöst hatten und durch eindringende Feuchtigkeit auch die darunterliegenden Balken Schaden genommen hatten.

Doch warum stellt so ein kleiner Ort überhaupt eine eigene Kirchengemeinde? In Schleswig-Holstein sind nur die Kirchengemeinden auf den Halligen Gröde (acht Mitglieder), Oland, Hooge und Langeneß-Nordmarsch kleiner. „Die Worther wollten nicht zum Kirchspiel Hamwarde zugeschlagen werden“, weiß Uwe Schack. Schließlich war Worth bereits im Jahr 1319 als eigenes Kirchspiel erwähnt worden und hatte somit eine längere Eigenständigkeit als das größere Hamwarde.

Noch ist der Turm der St.-Marien-Kirche eingerüstet.
Noch ist der Turm der St.-Marien-Kirche eingerüstet. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Also bauten die Worther 1794 erst die St.-Marien-Kirche anstelle eines baufälligen Vorgängerbaus und schließlich auch 1824 den hölzernen Kirchturm an. Der Innenraum wurde bereits 1994 renoviert, dabei erhielt die Kirche die alte Farbgebung aus den 1880er-Jahren. Von 2004 bis 2005 wurde schließlich die Fassade samt Fach- und Ständerwerk ausgebessert. Nichtsdestotrotz arbeiten die Worther mit den Kirchen in Hamwarde und Gülzow zusammen. Pastor Stephan Krtschil predigt etwa in allen Gotteshäusern.

Die jetzige Sanierung des Kirchturmes wurde möglich dank Spenden der Gemeinde Worth, dem Kreis Herzogtum Lauenburg, dem Landeskirchenamt, dem Landesamt für Denkmalpflege, der Stiftung KiBa, der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz, dem Land Schleswig-Holstein, Eigenmitteln der Kirchengemeinde Worth sowie vielen privaten Spendern.