Geesthacht. 1993 hat sich Geesthachts Frauengremium konstituiert – der erste im Land. Er ist noch immer der einzige. Das soll sich ändern

Kaum zu glauben: Der Frauenbeirat der Stadt Geesthacht ist bei der Gründung vor 30 Jahren der erste im Land gewesen – und der einzige seiner Art in ganz Schleswig-Holstein geblieben. Am Sonnabend, 10. Juni, feierte der Beirat mit gut 70 Gästen – vielen aus der Politik – von 11 bis gegen 15 Uhr Jubiläum im Informationszentrum des KKW Krümmel. „Die Feier war umwerfend, richtig, richtig gut“, meinte die aktuelle Vorsitzende Katrin Wiech freudestrahlend. „Gleichberechtigung geht nicht gegen Männer, sondern nur mit Männern“, hatte sie in einer Rede klargestellt.

Gastgeber Torsten Fricke eröffnete die Veranstaltung, Grußworte kamen von der Schirmherrin und Ersten Geesthachter Stadträtin Melanie Grimm-Meyer sowie von Kreispräsident Meinhard Füllner. Seine Ansprache hinterließ bei Katrin Wiech einen besonderen Eindruck, weil er die Knackpunkte präzise angesprochen habe: Der Anteil von Frauen in Entscheidungsgremien sei zu klein, die Rollenverteilung in den Familien zu traditionell und Arbeitsverhältnisse zum Teil so prekär, „dass die Altersarmut weiblich“ sei, berichte Katrin Wiech.

Ein Schwerpunkt bleibt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie

So gibt es weiterhin viel zu tun, auch, wenn einiges in Sachen Sicherheit (Frauen-Nachttaxi) und und besserer Betreuungsmöglichkeiten für Kinder erreicht wurde, angeschoben auch durch eine große Umfrage bei über 200 Geesthachter Unternehmen zur Eingliederung von Müttern nach der Elternzeit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Das Thema soll auch künftig einen der Schwerpunkte bilden. Dazu passte der Vortrag auf der Feier von Ingenieurin Thekla Ziehlke von Vattenfall über Frauen in der Nukleartechnik. „Wir wollen Frauen ermutigen, solche Berufe zu ergreifen“, sagt Katrin Wiech. So arbeite man auch eng mit dem kommunalen Frauennetzwerk KOPF zusammen.

Warum kam das Modell nicht über die Stadtgrenzen hinaus?

Ein weiterer Aspekt, der wieder aufgegriffen werden soll, ist, die Anliegen der Frauen auf eine breitere Basis zu stellen – und einen neuen Anlauf zu nehmen, dass der Frauenbeirat in Geesthacht nicht länger der einzige ist in Schleswig-Holstein. Die konstituierende Sitzung fand im März 1993 statt, nachdem die Frauenbeauftragte Lieselotte Lemke das Konzept erarbeitet hatte.

Die Bedingungen zur Gründung in Geesthacht damals waren günstig, erzählt Katrin Wiech. Die Bürgervorsteherin und zwei Stadträtinnen waren Frauen. Nachdem die Gemeindeordnung – die aus den 50er Jahren stammte – 1996 modifiziert wurde, stellte Christine Kämpf, Vorsitzende von 1998 bis 2003, das Geesthachter Modell in Lübeck, Plön und Eutin vor. Warum es dann aber doch nicht über die Geesthachter Stadtgrenzen hinausgekommen ist, vermag Katrin Wiech nicht zu sagen.

Der Frauenbeirat freut sich über weitere Interessentinnen. Sitzungen sind jeden vierten Mittwoch im Monat (nächstes Mal 28. Juni) von 17.30 bis gegen 19 Uhr in Raum 214 des Rathauses.