Geesthacht. Die Stadtentwicklung in Geesthacht legt ordentlich Tempo vor. Welche Probleme das birgt und was der Bürgermeister dazu sagt.

Geesthacht wächst und wächst. Ein Bauprojekt jagt das nächste – ob am Stadtrand am Finkenweg-Nord und in Besenhorst, in der Hafencity oder durch die Verdichtung der Innenstadtbebauung. Analog dazu muss die Infrastruktur – Schulen, Kitas, Straßen – mitwachsen. Zudem gibt es gestiegene formale Anforderungen an die Verwaltung, dringenden Sanierungsbedarf, und auch die Digitalisierung muss vorangebracht werden.

Gleichzeitig fehlt es im Rathaus an Personal. Allein 26 Stellen in der Verwaltung sind unbesetzt. Das entspricht rund 4,5 Prozent der insgesamt 569 Planstellen. Die Stelle für einen Diplom-Tiefbau-Ingenieur wurde jüngst zum siebten Mal ausgeschrieben, für einen Hochbautechniker zum dritten Mal. „Das führt dazu, dass wir Aufgaben nicht abarbeiten können“, sagte Bürgermeister Olaf Schulze (SPD), als er dem Hauptausschuss über die aktuelle Lage der Stadt berichtete.

Stadtentwicklung: Viele Bauprojekte, aber zu wenig Personal

„Was Hoch- und Tiefbau angeht, werden wir nicht umhin kommen, dass wir Prioritäten setzen, welche Projekte wir zuerst umsetzen wollen“, machte der Verwaltungschef deutlich. Schließlich müssen auch wichtige Durchfahrtstraßen wie die Geesthachter Straße und die Düneberger Straße bald saniert werden. Und obwohl er wisse, dass viele dringende Dinge anstünden, gab Olaf Schulze zu bedenken: „Wir sollten erstmal Dinge abarbeiten, anstatt immer mehr zu beschließen.“

Das Einwohnermeldeamt führt für das boomende Geesthacht aktuell 33.700 Einwohner. Laut Statistikamt Nord waren es am 31. Dezember 2021 genau 31.539 Personen. Und in wenigen Jahren soll bereits die Marke von 35.000 Bewohnern geknackt werden.

In der Hafencity entstehen 600 weitere Wohnungen

Erst jüngst wurden Pläne für die Gartencity und den letzten Abschnitt des Westhafens präsentiert sowie der B-Plan für die ehemalige Tischlerei Grabau in der Hafencity beschlossen – zusammengenommen sind allein dies etwa 600 weitere neue Wohnungen.

Gleichzeitig melden Schulen und Kitas ob der gestiegenen Anmeldezahlen einen wesentlich höheren Raumbedarf an. Am Otto-Hahn-Gymnasium könnte es nach den Sommerferien wieder sieben fünfte Klassen geben – so viele wie zuletzt im Jahr 2001. Allein 16,5 Millionen Euro muss Geesthacht dringend für neue Klassenräume und den ab 2026 geltenden Anspruch auf Ganztagsbetreuung ausgeben.

Erzieher-Mangel kann zur Schließung von Kitagruppen führen

Doch die fehlenden Kapazitäten im Rathaus, was Hoch- und Tiefbau angeht, sind nur das eine. So sind zwar am Eichweg und am Worther Weg bald neue Kitas fertig und 2023 sollen weitere gebaut werden. „Aber, was nützen uns die, wenn wir keine Erzieher finden“, sagte Schulze.

Obwohl die Stadt selbst ausbilde, bestehe die Gefahr, dass Gruppen eingestellt werden müssen. Weil zudem die Dokumentationspflicht in der Kita ein immer größer werdender Verwaltungsakt sei, gibt es Überlegungen, im Rathaus zusätzliches Personal einzustellen. „Damit die Erzieher ihrer eigentlichen Arbeit nachgehen können“, so Schulze.

Die Digitalisierung der Schulen schreite voran. Drei Kollegen kümmerten sich nur darum, dass die 1400 im Umlauf befindlichen Endgeräte gepflegt werden. „Die vorgeschriebene Digitalisierung des Rathauses ab 2023 wird auch noch eine große Herausforderung“, ergänzte Schulze in seinem Bericht.

Grüne kritisieren das schnelle Wachstum

Finanziell sei die Stadt derweil auf einem guten Niveau. Die liquiden Mittel liegen aktuell bei 12,3 Millionen Euro, zudem laufen in 2019 und 2020 Kredite in Höhe von 6,8 Millionen Euro. Für das Jahr 2021 war ursprünglich mal mit einem Minus von fast zehn Millionen kalkuliert worden. „Jetzt gibt es vielleicht sogar eine schwarze Null. Das Minus ist maximal fünfstellig“, sagte Schulze

Jens Kalke von den Grünen dankte dem Bürgermeister für dessen Bericht und meinte: „Da bekommt man ja den Eindruck, dass Geesthacht zu schnell wächst. Wir fühlen uns bestätigt, dass wir als Stadt uns zu viel vorgenommen haben“, sagte Kalke.

Bürgermeister Olaf Schulze betont Geesthacht als lebenswerte Stadt

Diesen Ansatz teilte Schulze nicht. Er gab zu bedenken: „In Bergedorf liegen die Mieten bei 12 bis 14 Euro. Soweit sind wir noch nicht, aber der Siedlungsdruck von Hamburg nimmt zu.“ Schulzes Parteikollegin und Fraktionsvorsitzende Petra Burmeister führte aus, dass ihre Partei sich gerne an einer Priorisierung von Projekten beteilige und verwies darauf, verstärkt auf sozialen Wohnungsbau zu setzen. Burmeister: „Das ist die einzige Möglichkeit, die wir als Kommune haben.“ Derweil sorgte sich Sven Minge (CDU) über einen erneuten Rüffel der Kommunalaufsicht, weil Geesthacht seiner Investitionsquote nicht nachkomme.

Schulze versuchte es vor allem hinsichtlich der Personalgewinnung abschließend mit einem Appell: „Wir neigen in der Außendarstellung dazu, uns schlechter zu machen, als wir sind. Wir sollten aber aufzeigen, was hier gut läuft und unterstreichen, dass wir eine lebenswerte Stadt sind, ohne etwas unter den Teppich zu kehren. Wenn wir das gemeinsam hinbekommen, sind wir schon einen Schritt weiter.“