Canis lupus: Unheimliche Begegnung beim Spaziergang - Tier ließ sich auch durch lautes Singen nicht vertreiben

Naturschützer freuen sich, Schafzüchter bangen um ihre Tiere - und inzwischen berichten sogar Wanderer über Begegnungen: Der Wolf (Canis lupus) ist zurück im Herzogtum Lauenburg. Während bisher Sichtungen vor allem aus der Nähe von Mölln oder Schwarzenbek gemeldet wurden, ist jetzt ein Spaziergänger auf dem Elbwanderweg bei Geesthacht auf einen Wolf getroffen.

"Ich weiß nicht mehr genau, warum, aber ich habe mich auf einmal umgedreht - und da stand der Wolf auf dem Weg", sagt Fabian Peterson aus Bergedorf. Der 48-Jährige war am Sonntagmorgen um 10 Uhr entlang der Elbe unterwegs von Geesthacht in Richtung Lauenburg. Kurz vor dem Sandkrug hatte er die für ihn unheimliche Begegnung.

"Ich habe angefangen, laut zu singen, um das Tier zu verscheuchen", sagt Peterson. Danach sei er langsam Schritt für Schritt zurückgewichen. Der Wolf folgte ihm. Peterson wählte über sein Mobiltelefon den Notruf 110, mit der anderen Hand griff er zu einer Dose Pfefferspray. Besonders irritiert habe ihn das auffällige Verhalten des Tieres: Es sei weder ängstlich noch scheu gewesen, zum Glück allerdings auch nicht aggressiv.

Denn nachdem der Wolf für kurze Zeit dem rückwärts gehenden Peterson gefolgt sei, habe er sein Tempo erhöht und seinen Weg fortgesetzt - mitten auf dem Wanderweg, direkt an dem immer noch zurückweichenden Peterson vorbei. "Das Tier trottete an mir in einem Abstand von einem bis anderthalb Meter vorbei", so der Augenzeuge. Leider habe er es in diesem Moment nicht gewagt, das Pfefferspray einzustecken, um ein Foto zu machen.

"Herr Peterson hat alles richtig gemacht", sagt Dirk Hadenfeldt, Wolfsbetreuer für den Kreis Herzogtum Lauenburg. Laut geben, hastige Bewegungen vermeiden und langsam rückwärts gehen seien die angebrachten Reaktionen bei einer Wolfsbegegnung. Petersons Schilderung hält Hadenfeldt für glaubwürdig. "Hinzu kommt noch ein zweiter, unbestätigter Hinweis: In der Nacht wurde bei Wentorf ein Reh gerissen", so der Wolfsbetreuer.

In jüngster Zeit häufen sich die Wolfssichtungen im Kreis. Hadenfeldt geht davon aus, dass es sich dabei vor allem um Jungtiere handelt, welche sich ein eigenes Revier suchen. "Sie folgen dabei vermutlich dem Elbverlauf und der Autobahn 25", so der Wolfsexperte. DNA-Analysen aus Speichel- und Kotproben zeigen, dass die Tiere aus unterschiedlichen Populationen aus Westpolen oder dem Baltikum stammen.

Aufgrund der zunehmenden Zahl von Wölfen wurde der Kreis zum Wolfsgebiet ernannt. In diesen Gebieten zahlt das Umweltministerium Tierhaltern bis zu 80 Prozent der Anschaffungskosten für vorbeugende Schutzmaßnahmen wie Elektrozäune. Sollte dennoch ein Wolf Schafe oder andere Nutztiere reißen, zahlt das Land eine Entschädigung - allerdings nur, wenn der Halter sich vorher um angemessenen Schutz für seine Tiere gekümmert hat. Aktuell liegt die Schadenshöchstsumme pro Schafzüchter bei 7500 Euro in drei Jahren.