Initiative: Stadt will sich einsetzen: Breite Unterstützung für Bahnanschluss und Umgehungsstraße

Bahnanschluss und Umgehungsstraße gehörten bislang zu den umstrittenen Themen in Geesthachts Parteienlandschaft. Davon war am Freitagabend auf der Ratsversammlung nicht mehr viel zu spüren. Zwar hatte sich Bettina Boll (Grüne) mit einer emotionalen Rede samt Transparent im Ratssaal noch einmal vehement gegen die Fortführung der Planungen für die Ortsumgehung ausgesprochen. "Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten", warnte die Ratsherrin vor den unkalkulierbaren Folgen der Umgehungsstraße. Dennoch folgten alle Fraktionen mit Ausnahme der Grünen einem Antrag der SPD, sich über die örtlichen Bundstagsabgeordneten Norbert Brackmann (CDU), Nina Scheer (SPD) und Konstantin von Notz (Grüne) erneut in Berlin für das 100-Millionen-Projekt einzusetzen, das immer wieder zu scheitern droht. "Das ist der erste Antrag der SPD zur Umgehungsstraße seit 1986. Das ist toll", lobte CDU-Fraktionschef Karsten Steffen die Initiative. Vor fast 30 Jahren hatten die Sozialdemokraten den ersten Anlauf zum Bau einer Ortsumgehung gekippt.

Noch größter war die Zustimmung, den Bahnanschluss Geesthachts weiter zu verfolgen. Gegen den Antrag von CDU und Grünen, zusammen mit Bergedorf und den Umlandgemeinden eine erneute Machbarkeitsstudie auf den Weg zu bringen, um Kosten und Möglichkeiten zu prüfen, votierte ausschließlich Rüdiger Tonn (FDP). "Die FDP hat sich frühzeitig gegen eine Bahn ausgesprochen, weil diese immer durch dicht besiedeltes Gebiet fahren würde", so Tonn. In der Bürgerfragestunde kündigte zudem eine Anwohnerin Protest gegen die Pläne und eine Unterschriftensammlung an. "Lärmschutz hat bei dem Projekt absolute Priorität. Ich wohne auch nur 50 Meter vom Bahngleis", betonte Karsten Steffen. Und auch Gerhard Boll unterstrich, dass Elektrotriebwagen der neuesten Generation nahezu lautlos sind. "Es ist viel denkbar mit diesem System. Aber jetzt soll die Machbarkeitsstudie erst mal zeigen, ob es geht oder nicht." Hatte sich die SPD in der Vergangenheit skeptisch zum Bahnanschluss geäußert, hätten die geänderten Verkehrsströme und das gestiegene Verkehrsaufkommen sie nun überzeugt, sich für die Bahn einzusetzen, betonte die SPD-Fraktionsvorsitzende Kathrin Wagner-Bockey. "Eine Machbarkeitsstudie ist wichtig und richtig", sagte Wagner-Bockey und zeigte sich zuversichtlich, dass die Bahnverbindung kommt. "Aber sicher nicht in zwei, drei oder fünf Jahren."

Mehr als sich erneut für die Realisierung der Projekte einzusetzen, kann Geesthacht in diesem Fall nicht tun - da die Stadt nicht zuständig ist: Die Planung für den Bahnanschluss liegt auf Landesebene, die Finanzierung und Projektierung der Umgehungsstraße übernimmt der Bund, die Planung das Land.