Flüchtlinge: 200 Einwohner nehmen an Infoabend teil

Genau zwei Wochen nach dem mittlerweile aufgeklärten Brandanschlag auf das Flüchtlingsheim in Escheburg hatte die Gemeinde gestern Abend zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Das Interesse der Einwohner war enorm: rund 200 Zuhörer drängten sich in den völlig überfüllten Gemeindesaal, in dem Bürgermeister Rainer Bork, das Amt, der Helferkreis und die Kirche unter dem Motto "Auch in Escheburg sind Flüchtlinge willkommen" vorstellten, wie es in Escheburg in Sachen Flüchtlinge weitergeht.

"Das, was vor zwei Wochen in Escheburg passiert ist, ist nicht das Escheburg, das es wirklich ist", machte Bürgermeister Rainer Bork, der sich nur per Megafon verständlich machen konnte, deutlich.

Zu Beginn des Abends sorgte Bork allerdings für Tumulte, als er ankündigte, dass Filmaufnahmen im Saal untersagt sind. Die erschienenen Kamerateams mussten vor der Tür bleiben. Einige Anwohner forderten allerdings, die umfangreich vertretene Presse dann komplett auszuschließen, so aufgeladen war die Stimmung in Escheburg nach den Ereignissen. Ein Nachbar (38) hatte am 9. Februar einen Brandsatz in das Flüchtlingsheim geworfen, in das am 10. Februar sechs Iraker einziehen sollten.

"Dass wir in diesem Jahr in Escheburg 40 Flüchtlinge aufnehmen müssen, war ja mindestens seit Herbst bekannt. Und es ist doch klar, dass wir uns Unterkünfte suchen müssen", betonte Bork. "Dass das da so eskalieren würde, hat mich erschüttert", sagte er. Die sechs Iraker, die in das vom Amt gekaufte Holzhaus einziehen sollten, wurden zunächst in Gudow untergebracht.

Escheburg wird Asylbewerber aufnehmen müssen - auch in dem von dem Anschlag betroffenen Holzhaus, machte Bork deutlich. Außerdem ist ein Containerdorf für 20 Menschen geplant, über das der Bürgermeister gestern informierte. Ob das ausreicht, ist fraglich. Der Kreis Herzogtum Lauenburg rechnet mittlerweile mit einer Verdopplung der Flüchtlingszahlen. "Seit Jahresbeginn haben wir nicht mehr die prognostizierten zehn, sondern rund 20 Neuankömmlinge pro Woche", sagte Karsten Fries vom Kreis.

Für das Amt Hohe Elbgeest bedeutet das, in diesem Jahr rund 220 statt der erwarteten 110 Flüchtlinge unterbringen zu müssen. "Die Zahlen explodieren, wir haben kein Bett mehr frei", machte auch Brigitte Mirow, die leitende Verwaltungsbeamte des Amtes Hohe Elbgeest, die Situation deutlich. - Einen ausführlichen Bericht über den Informationsabend lesen Sie in unserer morgigen Ausgabe.