Neues Gesetz: Liste der schützenwerten Gebäude soll wachsen - Teppichfabrik im Mittelpunkt

Bisher gibt es in Geesthacht genau zehn eingetragene Kulturdenkmäler. Die St.-Salvatoris-Kirche (Baujahr 1685) an der Elbstraße etwa oder das aus dem Jahre 1676 stammende Krügersche Haus an der Bergedorfer Straße, ebenso die beiden Hauptgebäude der Buntenskampschule, gebaut 1887 und 1912, oder der Wasserturm der Dynamitfabrik in Krümmel von 1917. Doch die Liste der Denkmäler könnte bald deutlich steigen. Möglich macht dies das neue Denkmalschutzgesetz des Landes, das am 30. Januar in Kraft getreten ist. Bei einem Besuch in Geesthacht fanden die Experten des Landesamtes für Denkmalpflege aus Kiel zahlreiche "neue" Gebäude, die es wert seien, in die List aufgenommen zu werden.

"Wir hatten in der Erfassung der Bausubstanz bisher schlichtweg einen Stau. Früher haben wir aus Zeitmangel Dinge eher per Zufall erfasst, jetzt ist es unser Ziel, erhaltenswerte Gebäude konsequent zu erfassen", erklärt Christina Wiener aus dem Kulturministerium. Im April 2014 begann deshalb das Projekt "Revision und Schnellerfassung". Landesweit reisen die Experten herum, um den Bestand an Gebäuden in Augenschein zu nehmen. "Ein Denkmal muss nicht immer schön sein", erklärt Christina Wiener. "Vielmehr geht es darum, Gebäude ausfindig zu machen und zu bewahren, die uns eine Geschichte erzählen und die für eine bestimmte Epoche in der Geschichte stehen", sagt die Referentin für Denkmalschutz von Ministerin Anke Spoorendonk (SSW).

Und während man in Lauenburg, Mölln oder Ratzeburg beim Gang durch bestimmte Viertel der Stadt jede Menge Denkmäler sieht, die dem verbreiteten Anspruch an ein Denkmal genügen, sind es in Geesthacht zahlreiche neuere Gebäude, die die Experten nun unter Schutz stellen wollen. "Geesthacht bietet teilweise eine hochinteressante Architektur, man muss nur genau hinsehen", sagt Michael Paarmann, Landeskonservator des Landesamts für Denkmalpflege. Einen Schwerpunkt bildet das Gelände der Teppichfabrik in Düneberg. Paarmann räumt ein: "Geesthacht lag bisher nie in unserem Fokus."

Doch das ändert sich nun bald. Das Pförtnerhaus der Teppichfabrik mit dem Denkmal zur Erinnerung an den Wettbewerb "Industrie in der Landschaft" und dem an einer Mauer prangenden Schriftzug "Norddeutsche Teppichfabrik" an der Zufahrt, die Hallen mit den markanten Sheddächern entlang der Düneberger Straße, ein früheres Laborgebäude der Pulverfabrik, das die Teppichfabrik als Verwaltungsgebäude genutzt hatte, oder das Kesselhaus mit dem markanten Schornstein: All das begeistert die Denkmalpfleger. Auch die frühere Feuerwache in Düneberg, die alte Schule in Krümmel oder das Wohnhaus auf dem Gut Hasenthal und die typischen Arbeiterhäuser an der Haferkoppel sollen es in die Denkmalliste schaffen.

"Eingetragen ist noch nichts", betont Paarmann. Und auch Christina Wiener kündigt noch Gespräche mit der Stadt und den Eigentümern an. Klar ist schon jetzt - die Geesthachter sollten lernen, sich mit ihrer Geschichte und den besonderen Bauwerken zu befassen. Hinter Lauenburg, Mölln oder Ratzeburg muss man sich nicht verstecken. Bauliche Veränderungen an den Gebäuden sind künftig nur noch in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt möglich. Doch immer wieder gibt es auch Entscheidungen, die im Einzelfall sogar einen Abriss ermöglichen. Wie jetzt mit dem nach intensiver Diskussion genehmigten Abrissantrag für das Wohnhaus auf dem Areal der Zimmerei Krey an der Spandauer Straße.