“Die Partei“ Neuer Ortsverband - Mit verrückten Parolen ernsthafte Politik machen

Elbe trockenlegen und Geesthacht wird Landeshauptstadt - das sind nur zwei der zugegebenermaßen nicht ganz ernst gemeinten Ziele, mit denen junge Geesthachter bei der Kommunalwahl 2018 auf Stimmenfang gehen wollen. Eine Gruppe von 31 Männer und Frauen mit einem Durchschnittsalter von 18,7 Jahren hat vor Kurzem einen Ortsverband von "Die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratischer Initiative" gegründet. Wegen des etwas sperrigen Titels bezeichnen die Mitglieder ihren Ortsverband allerdings nur als "Die Partei".

Vorsitzender ist der 18-jährige Gymnasiast und freiwillige Feuerwehrmann Peer Unger. Ein sympathischer junger Mann, der ernsthaft wirkt, aber auf die Satire setzt, um Menschen für seine politischen Vorstellungen zu sensibilisieren. "Wir sind junge Menschen, die sich für Politik interessieren, bei den etablierten Parteien aber keine Heimat finden. Sie fordern Ziele, die sie sowieso nicht erreichen, oder bewegen sich im rechten Spektrum. Beides kommt für uns nicht infrage", so der Geesthachter.

Aufmerksam geworden auf "Die Partei" sind er und seine politisch interessierten Freunde über den Wahlomat zur Europawahl - ein Internetportal, auf dem sich die Ziele von Parteien vergleichen lassen. Die irrwitzigen Thesen von "Die Partei" haben offenbar auch andere überzeugt. Mit Forderungen wie beispielsweise einer "EU-Verordnung für die Krümmung von Gewehrläufen" schaffte Martin Sonneborn als erstes Mitglied der im Jahr 2004 gegründeten Spaß-Partei den Einzug ins Europa-Parlament.

Auf einen Einzug in die Geesthachter Ratsversammlung in drei Jahren hoffen auch Peer Unger und seine Mitstreiter. Mit der Trockenlegung der Elbe wollen sie auf die Verkehrsprobleme hinweisen. "Wenn die Elbe trockengelegt wird, gibt es auch keine Staus mehr auf der Brücke. Außerdem entsteht zusätzliches Bauland, das ja in der Stadt knapp ist", scherzt Unger. Eine Forderung ist auch eine Transrapid-Verbindung nach Hamburg. "Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass die Verbindungen im öffentlichen Nahverkehr nach Hamburg unzureichend sind. Jugendliche, die in die Hansestadt wollen, haben wegen einer fehlenden Bahnverbindung Probleme", sagt der 18-Jährige.

Die Parteimitglieder wollen sich künftig einmal im Monat treffen. "Einen festen Stammtisch haben wir nicht, weil wir alle Schüler sind und nicht zu einem festen Termin Zeit haben. Das entscheiden wir kurzfristig und geben die Termine und den Ort auf unserer Internet-Seite bekannt", so Unger. Die jungen Leute wollen aber nicht bis 2018 warten, bis sie aktiv werden. "Wir werden uns auch bei der Bürgermeisterwahl positionieren - natürlich auf satirische Weise. Das ist schließlich unser Weg", sagt der 18-Jährige. Auch beim Stadtjubiläum 2016 planen sie Aktionen.