Erinnerungen: Der Geesthachter Gregor Bator ist besonders eng mit dem Tag des Mauerfalls verbunden

Es war Donnerstag. Das weiß Gregor Bator noch genau. "Der 9. November 1989 war mein 32. Geburtstag. Wie üblich, habe ich den Tag überwiegend mit Arbeit, den Rest am (Schnur-)Telefon zugebracht. Und wieder scherzten die Anrufer, es sei schon fragwürdig, seinen Geburtstag am Jahrestag der Pogromnacht feiern zu müssen", erzählt der Geesthachter Kantor und Journalist, der über seinen Geburtstag zeit seines Lebens mit dem Mauerfall eng verbunden ist: "Denn am Abend kam die unglaubliche Nachricht im Fernsehen: 'Die Mauer fällt, Ost- und Westberliner fallen sich in die Arme'", erinnert sich Bator. "Wie ein Film schossen mir die furchtbaren Szenen der Vergangenheit und Begegnungen mit der DDR durch den Kopf. Da ich oft nach Polen reiste, kannte ich die Transitstrecke samt des herabwürdigenden Schikanen-Programms der Volkspolizei und DDR-Grenzposten mehr als gut." An jenem 9. November 1989 hieß es plötzlich: Alles ist passé. "Ich schenkte mir einen Whisky ein und dachte: Wow, was für ein Geburtstagsgeschenk!"

Nun ist das 25 Jahre her. "Auch in der Geesthachter Redaktion der Lauenburgischen Landeszeitung versuchten wir damals, uns der überraschenden Wende in der deutschen Geschichte bewusst zu werden. Gerade lebten wir noch dicht an der grenznahen Zone, nun plötzlich inmitten von Deutschland", sagt Bator. "Ich persönlich hatte öfter den Eindruck, dass ich mich über den Niedergang der DDR aber mehr als manch einer der Redaktionskollegen freute."

Was natürlich seinen Grund hatte: Im westpreußischen Thorn geboren, die Schul- und Studienzeit in Danzig, also in der sozialistischen Volksrepublik Polen gelebt, hatte Bator schon damals ein schwieriges Verhältnis zur DDR. "Während in Danzig bereits 1980 an der Lenin-Werft die Demontage des Sozialismus und Aufbau der Oppositionsbewegung (Solidarnosc) begann, galt die unverbesserlich Moskau-hörige DDR samt ihrer Mentalität als einfach unmöglich", weiß Bator, der 1981 nach Deutschland kam. "Ob Polen, Tschechien, Ungarn oder gar Bulgaren - alle hielten den Honecker-Ostblockstaat für eine Bremse jeglicher Veränderungen."

Bis heute erfüllt Gregor Bator die Wiedervereinigung Deutschlands mit Freude und Erleichterung. "Eine Bundesrepublik wie eine Eins sind wir trotz aller, noch so gravierender Veränderungen aber noch lange nicht", sagt der Musiker und Journalist. "Zu weit - systembedingt geprägt - klaffte die Mentalität der Wessis und Ossis auseinander. Dennoch wächst, langsam, aber sicher - alles weiter zusammen", sagt Gregor Bator. Das unbeschwerte Fahren nach Berlin, ein Kurzurlaub auf Rügen seien so selbstverständlich, dass selbst die Bezeichnung "neue Bundesländer" aus seinem Kopf längst verschwunden ist. "Ich fahre nach Meckpomm, Brandenburg oder Sachsen. Ohne Adjektive, kreuz und quer durch Deutschland", betont der Wahl-Geesthachter. "Nur wenn ich höre, dass es Menschen gibt, die sich heute noch nach der DDR sehnen, könnte ich explodieren. Da stimm' ich der Schauspielerin Katrin Sass zu, wenn sie sagt: "Gebt allen, die die DDR wiederhaben wollen, eine Insel mit Stacheldraht."