Besitzer verdächtigen Katzenhasser, Tiere einzufangen und jenseits der Elbe auszusetzen

Zuerst verschwand Kitty im Frühjahr 2012, dann war erst einmal Ruhe. Doch dann ging es Schlag auf Schlag: Im Juni kam Trinity nicht mehr nach Hause, im Juli die zwei Jahre alte Kayleigh und zuletzt die buntgescheckte Mila am 18. Oktober. Die Rede ist von Katzen, Hauskatzen genauer gesagt. Alle vier Katzen gehörten Besitzern, die sich liebevoll um die Tiere kümmern: sie sind gechippt, kastriert und gepflegt - also keine verwahrlosten Streuner.

Nun kommt es durchaus schon einmal vor, dass Stubentiger von ihrem Freigang nicht zurückkehren. "Aber drei Katzen in so kurzer Zeit, da wurden wir misstrauisch", sagt Carola Pingel.

Die 46-jährige Besitzerin von Keyleih und Mila lebt in der Forststraße, Ines Geister, Frauchen der weiß-bunten Trinity, ist ihre Nachbarin. Hinzu kommt: Mila, ein sechs Monate alter Siam-Mix, ist unter seltsamen Umständen wieder aufgetaucht. "Eine Frau hat sie in Handorf auf der anderen Elbseite gefunden und bei einer Tierärztin abgegeben", so Pingel.

In der Tierarztpraxis Sandra Flick in Winsen (Luhe) konnte Mila anhand eines implantierten Chips schnell identifiziert werden. "Wir haben den Chip ausgelesen und dadurch konnte der Besitzer ausfindig gemacht werden." Die Veterinärin war allerdings über die Telefonnummer verwundert, Hamwarde und Handorf liegen rund 18 Kilometer auseinander - und die Elbe dazwischen.

Die Katzenbesitzer in Hamwarde haben deswegen einen Verdacht: Jemand ist nicht gut auf die pelzigen Freigänger zu sprechen, fängt sie ein und bringt sie auf die andere Elbseite, damit sie den Weg zurück nicht finden. "In diversen Katzenhasser-Foren findet man genau diesen Vorschlag, um nervige Nachbarskatzen loszuwerden", sagt Jörn Saß. Der Anwohner der Forststraße, selbst Katzenhalter, hat zusammen mit seiner Tochter Svenja im Internet recherchiert.

Eine Idee, die zunächst etwas befremdlich klingt. Allerdings: "Es ist schon eher ungewöhnlich, dass eine Katze über eine Brücke kilometerweit in ein ihr völlig fremdes Gebiet läuft", sagt Flick. Und laut Ines Geister wäre zumindest ihre Trinity niemals einfach so in ein fremdes Auto gestiegen, um als blinder Passagier zu verreisen.

Rein rechtlich gesehen gelten Haustiere in Deutschland immer noch als Gegenstand. "Allerdings kann das Aussetzen von Haustieren nach Paragraf 3 des Tierschutzgesetzes mit einem Bußgeld von bis 25 000 Euro bestraft werden", sagt Mike Ruckelshaus von der Tierschutzorganisation Tasso. Eine mögliche Entführung der Katzen würde er als massiven Eingriff in die Eigentumsrechte werten. Die Katzenbesitzer in der Forststraße haben weiterhin Angst, lassen ihre Miezen nur tagsüber oder gar nicht mehr vor die Tür. "Wenn jemand ein Problem mit Katzen hat, dann soll er sich einfach melden", so Pingel. Im Notfall auch anonym mit einem Zettel in den Briefkasten, dann könne man über eine Lösung nachdenken.