Umweltbehörde aber warnt: Schwimmen im Strom ist gefährlich

Alle zwei Wochen fährt ein Mitarbeiter des Hamburger Instituts für Hygiene und Umwelt "raus" nach Kirchwerder und zieht in der Nähe des Zollenspieker Fährhauses eine Wasserprobe aus der Elbe. Noch an vier weiteren Messpunkten, Höhe Spadenland und westlich vom Hamburger Hafen, wird im 14-tägigen Abstand die Wassergüte des Stroms beprobt.

Das Ergebnis ist eindeutig: "Die Elbe in der Hansestadt hat ganz klar Badewasserqualität", bestätigt Volker Dumann, Sprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt Hamburg (BSU). Und da der Fluss von Osten kommt, gilt dies auch für den Bereich Lauenburg und Geesthacht.

Wichtiger Indikator, neben den Messungen von Bakterien, Schwermetallen und chemischer Verunreinigung, sei der mittlerweile wieder sehr gesunde Fischbestand. "Inzwischen leben im Fluss wieder alle Fischarten, die auch vor 100 Jahren im Elbwasser schwammen", erklärt Dumann: "Mit einer Ausnahme - dem Atlantischen Stör." Dieser gelte in der Elbe seit mehr als 80 Jahren als verschollen und sei sehr schwer wieder anzusiedeln. Dafür aber wurde bereits der Mittelmeerfisch Meeräsche in der Elbe gesichtet, und über den Rhein-Main-Donau-Kanal wandert die Schwarzmund-Grundel vom kaspischen Meer ein. "Das kommt nicht von ungefähr", betont Volker Dumann: "Seit Mitte der 80er-Jahre, dem Höhepunkt der Verschmutzung, hat allein Hamburg mehrere 100 Millionen Euro in die Verbesserung der Wasserqualität investiert."

Keine Belastung mehr durch die Flut

Von der vorübergehend erhöhten Belastung durch Keime und Schadstoffe, ausgelöst durch die Juni-Flut vor einem Jahr, ist heute nichts mehr messbar. "Die hydrologischen und biochemischen Veränderungen durch das Hochwasser waren sehr kurzfristig", so Dr. Gregor Ollesch von der Geschäftsstelle der Flussgebietsgemeinschaft Elbe (FGG) in Magdeburg. Gemeinsam mit der Bundesanstalt für Gewässerkunde wird die FGG im Herbst eine Auswertung der "Schadstofffrachten" während der Flut veröffentlichen. Für die Elbe gibt es ein bundesweit einzigartiges Messprogramm, das bei Hoch- oder Niedrigwasser-Ereignissen die routinemäßigen Messintervalle von 14-tägig auf tägliche Beprobungen erhöht. Ollesch: "Wegen der besonders hohen Wasserstände und Fließgeschwindigkeiten bei der Flut im vergangenen Sommer mussten die Rechenmodelle für den Schadstofftransport anpasst werden." Zudem kündigt der kommissarische Geschäftsstellenleiter der FGG für das kommende Jahr den bereits überfälligen neuen "Elbebericht" an. Die letzte Bewertung des Gewässermonitorings stammt aus dem Jahr 2008.

Trotz der guten Wasserqualität aber warnen die Behörden vor dem Bad im derzeit etwa 17 Grad kühlen Elbwasser. "Die starke Strömung von bis zu 4,5 Kilometer pro Stunde, Wellen und der Sog von den Schiffen sowie die geringe Sichttiefe macht das Baden zum unkalkulierbaren Risiko", betont BSU-Sprecher Dumann: "Die Elbe ist eine Bundeswasserstraße, eine Art Autobahn für den Schiffsverkehr - und auf der Autobahn geht ja auch niemand spazieren."