Kultauto: Fritz und Marlies Ballhausen fahren im Zweitakter bis nach Italien

Wenn Fritz Ballhausen das Benzin ausgeht, kann der Wiershoper nicht wie jeder normale Autofahrer einfach an die Zapfsäule ranfahren und volltanken. Seinen Sprit muss sich der 70-Jährige selbst mischen. So ist das halt als Trabi-Fahrer. Auf 50 Liter Benzin kommt ein Liter Öl. Problem: Weil der Tank nur 25 Liter fasst, muss Ballhausen den Rest des Gemischs im Kofferraum zwischenlagern.

Dieser Tage wiederholt sich die Prozedur häufiger. Mit Frau Marlies (67) ist der gelernte Kfz-Mechaniker, der lange bei den HEW arbeitete, auf großer Fahrt. 1600 Kilometer fahren sie in ihrem Zweitakter Baujahr 1987 bis zu einem großen Trabi-Treffen in Cesenatico (Italien). Bis Ende des Monats sind sie unterwegs - inklusive Zwischenstopps zum Wandern in Tirol und am Gardasee. Mit der Reise erfüllen sich die beiden Rentner einen Lebenstraum.

Fritz Ballhausen ist bestens vorbereitet. "Zwischen den Vordersitzen habe ich ein Fach eingebaut. Meine kleine Werkstatt", sagt er stolz. "Mein Mann ist ein Schrauber", schiebt Marlies erklärend hinterher. Und das geht mit der "Rennpappe" auch heute, in Zeiten, wo sonst nur noch Kfz-Mechatroniker am Werk sind, bestens. "Außerdem ist es ein Kultauto", sagt der Wessi, der seinen ersten Trabi zum Vorruhestand im Jahr 2000 bekam. Inzwischen dient er als Ersatzteillager für das aktuelle knallblaue Modell.

Bislang waren die Ballhausens nur am Wochenende unterwegs oder höchstens mal bei einem der häufigen Trabi-Treffen in der ehemaligen DDR. "95 Prozent der Fahrer sind Ossis. Der Rest kommt aus ganz Europa. Wir kennen einen Engländer, der hat 30 Stück", weiß Schrauber Fritz. Und Marlies ergänzt: "Als wir uns für Cesenatico angemeldet haben, kam als Antwort, Zweitakt-Freunde aus dem Norden sind uns besonders willkommen."

Für die weiteste Anreise gibt es einen Preis. Darauf schielen die beiden schon ein bisschen. Aber eigentlich ist der Weg das Ziel. Und der fühlt sich bei einer Reisegeschwindigkeit von Tempo 90 noch einmal viel weiter an. "Auf der Autobahn zwischen den Lastern zu fahren, davor habe ich ein bisschen Angst", räumt Marlies Ballhausen ein. "Wenigstens stinkt ein Trabi heute fast gar nicht mehr, weil nur noch synthetisches Öl benutzt wird", sagt Fritz Ballhausen. Dann wirft er den Motor an, braust mit einer blauen Auspuffwolke und dem typischen Zweitaktgeräusch im Trabi davon - und, ganz ehrlich, er stinkt immer noch ...