Neugestaltung: Grundeigentümer müssen bis zu 140 000 Euro zahlen - Baubeginn im Herbst

Hiobsbotschaft für Geesthachts Geschäftsleute und die Immobilienbesitzer in der Fußgängerzone: Von den 3,6 Millionen Euro Baukosten für die seit Jahren geplante Umgestaltung der Einkaufsstraße müssen die Anlieger 1,5 Millionen Euro zahlen. Wer "Glück" hat, kommt mit 18 000 Euro davon - doch einige Anlieger werden mit bis zu 140 000 Euro zur Kasse gebeten. Das teilte die Verwaltung den Anwohnern am Montagabend auf einer Anliegerinformation im Rathaus mit. Bei den Betroffenen herrschte im Anschluss blankes Entsetzen.

"Stadtschlachter" Jens Voß brachte die Entwicklung schließlich so auf den Punkt: "Von der Politik wurden wir in den vergangenen Jahren nur verkaspert. Erst sollten wir gar nichts bezahlen, dann vielleicht zehn Prozent und jetzt ganz normal wie überall üblich 50 Prozent der umlagefähigen Kosten", sagte er. Eine Entwicklung, die die Anlieger der "neuen Regierung" aus SPD, Grünen und Linken in Geesthacht nach der Kommunalwahl 2008 zu verdanken hätten. Zuvor hatten CDU und FDP eine für die Anlieger kostengünstige Finanzierungsform geplant, aber SDP, Grüne und Linke setzten die volle Beteiligung durch - mit Unterstützung des Rathauses: "Wir können die Bergedorfer Straße nicht anders behandeln als andere Straßen in der Stadt", sagte Bauamtsleiter Peter Junge.

Als Armutszeugnis werteten die Geschäftsleute, dass sich außer dem Bauausschuss-Vorsitzenden Michael Purwins (CDU) kein Politiker während der Veranstaltung im Rathaus blicken ließ. "Die Politik entscheidet, und die Bürger bezahlen", ärgerte sich Peter Grabau ("Grabau Fenster").

Junge entgegnete, es sei schließlich eine Aufgabe der Politiker, die Stadt zu gestalten.

Der während der Anwohnerinformation präsentierte Terminplan für die Umgestaltung der Einkaufsstraße sieht vor, dass im Herbst der westliche Eingangsbereich vor dem "Berliner Eck" angefasst werden soll. Zum Weihnachtsgeschäft soll die Baustelle dann ruhen. 2015 wird die Großbaustelle vom Sparkassen-Center inklusive der Bohnenstraße bis zum Kaufhaus Nessler fortgeführt. 2016 sind laut Planung die Nelkenstraße, vielleicht sogar einschließlich des dort geplanten neuen Zentralparkplatzes, sowie der Abschnitt bis zum Schillerplatz dran. Ursprünglich sollte der Parkplatz in diesem Jahr realisiert werden. Die Rechnungen würden die Anlieger 2017 oder 2018 erhalten.

Torsten Seidl (Heilpraktiker) forderte eine verbindliche Terminplanung ein. "Uns bringt eine schöne Fußgängerzone nichts, wenn hinterher die Geschäfte tot sind", fürchtet er ein Ladensterben wegen der langen Bauarbeiten, die Kundschaft abschreckten könnte. Grabau regte an, eine Prämie für die Baufirma und ihre Arbeiter auszuloben, falls gesetzte Termine unterboten werden.

Trotz aller Kritik hält Junge den geplanten Baubeginn für einen "historischen Moment". Immerhin wird seit 2006 geplant.