Der Geesthachter Dr. Jens Kalke gehört zur wissenschaftlichen Leitung des Instituts für Interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD). Sein Arbeitsschwerpunkt ist die Glücksspielsucht.
1. Warum birgt gerade das Spiel am Automaten so ein hohes Suchtpotenzial?
"Die Ereignisfrequenz zwischen Einsatz und Gewinnmitteilung ist beim Automatenspiel so hoch wie bei sonst keinem anderen Glücksspiel. Beim Lotto liegt sie bei mehreren Tagen, am Automaten bei wenigen Sekunden. Aus Studien wissen wir, dass die Gefahr, die Kontrolle zu verlieren, steigt, je schneller das Spiel ist. Hinzu kommt, dass pathologische Spieler einer Kontrollillusion unterliegen. Sie denken, dass sie eigentlich alles in der Hand haben - bisher nur einfach mal Pech hatten."
2. Was macht den Reiz aus, in eine Spielhalle zu gehen?
Niemand, der zum ersten Mal eine Spielhalle betritt, geht als Spieler dorthin. Ganz bewusst werden hier auch Plätze der Kommunikation geschaffen. Man trifft Freunde, trinkt Kaffee - und wird langsam ans Spiel herangeführt.
3. Benötigen wir schärfere Gesetze, um das boomende Glücksspiel zu begrenzen?
"Die Spielverordnung muss korrigiert werden, das belegen mehrere Studien. Dem Wirtschaftsministerium liegt seit geraumer Zeit ein weitgehender Entwurf vor, der insbesondere einen Verzicht auf die Umwandlung von Geld in Punkte vorsieht. Es ist unverständlich, dass sich das Gesetzgebungsverfahren so hinzieht."