Teppichfabrik: Neuer Geschäftsführer freut sich über Zuspruch der Kunden

Noch vor ein paar Monaten sah es so aus, als ob nach der Insolvenz der Geesthachter Teppichfabrik nie wieder an der Düneberger Straße produziert würde. Aber jetzt kommt der Betrieb kräftig auf Touren: An den Tufting-Maschinen rattern 1572 in Reihe geschaltete Nadeln, ziehen dabei Garn von 72 Spulen, um eine 9000 Quadratmeter große "Decke" eines neuen Teppichs herzustellen. Alle 21 Maschinen arbeiten wieder im Drei-Schicht-Betrieb. Auch die Weberei läuft wieder - allerdings bisher nur in der Frühschicht.

"Der Zuspruch unserer Kunden ist gut", sagt Alexander Christian Holl, der sich mit Johannes Schulte die Geschäftsführung teilt. Am 1. Februar hat "Vorwerk" aus Hameln (Niedersachsen) den Betrieb übernommen. Ursprünglich war geplant, die Produktion mit einer Minimalbesetzung von 60 Mann weiterzuführen. Doch es wurden mehr Angestellte übernommen: "Wir haben mit unseren aktuell 79 Mitarbeitern ein tolles Team zusammen", sagt Holl. Die Produktion weist einen klaren Aufwärtstrend auf: Wurden im vergangenen Monat noch 180 000 Quadratmeter Teppichboden hergestellt, sollen es in diesem Monat schon 200 000 Quadratmeter sein - das entspricht einer Fläche von 20 Hektar. Damit könnte fast das gesamte Gelände der Teppichfabrik ausgelegt werden.

Im weitläufigen Lager der Fabrik sind aktuell 410 000 Quadratmeter Teppichboden vorrätig. "Das ist für die Branche sehr viel. Aber das liegt daran, dass immer gern genau bei Bedarf bestellt wird und sich die größeren Kunden natürlich nichts auf Lager legen wollen", sagt Holl. So rollen täglich mehrere Lastwagen vom Hof, um die Teppiche zu den Händlern zu bringen.

"Wir produzieren Teppichböden in der Breite von vier und fünf Metern, der Großteil ist vier Meter breit", erklärt Peter Bergmann, Leiter der Tufting-Abteilung. Doch bei entsprechenden Kundenanfragen wird der Wunschteppich aus Geesthacht auch als Teppichfliese gestanzt oder geschnitten. "Mittlerweile ist es auch so, dass der Facheinzelhandel bei uns zum Beispiel 20 Quadratmeter für ein Schlafzimmer ordert und wir die Ware entsprechend konfektionieren", berichtet Holl.

Die in der Tufting-Abteilung entstandenen "Decken", also die Oberflächen der neuen Teppiche, werden zum Großteil einfarbig in "Roh-Weiß" produziert - aus Polyamid, Nylon oder Perlon. Anschließend kommen die Rollen zur Färberei. Bis zu 96 Grad heiß ist die Farbe, die in sogenannten "Kufen" aufgetragen wird. Dazu wird die Rohware vier bis fünf Stunden lang auf der Rolle gebadet, um die Farbe aufzunehmen. Farblich können so ziemlich alle Kundenwünsche erfüllt werden: In einem eigenen Labor werden die Wunschfarben komponiert. "Klassiker sind aber Bodenbeläge in Beige und Grau", so Schulte. Nächste Stufe ist dann die Beschichtung, das Auftragen des "Zweitrücken" genanten Bodens an der Unterseite. 200 Meter lang ist die Maschine, die Kleber aufträgt, die "Decke" und den "Zweitrücken" miteinander verpresst, dann trocknet und schließlich aushärtet.