Hafenschänke: Grüne werfen Ausschuss “Wortbruch“ vor - Investoren nicht gehört

Über ein Jahr wurde über die Zukunft der maroden Hafenschänke diskutiert. Es wurden Investoren eingeladen, Konzepte diskutiert, zu einem Besichtigungstermin geladen. Ein hoher Aufwand, der nun am Ende völlig überflüssig war: Denn überraschend entschied sich der Finanzausschuss am Montagabend mit knapper Mehrheit für einen Abriss der Immobilie. Dabei interessierten sich neun Investoren für das Gebäude an der Elbe, einige waren sogar im Ausschuss anwesend.

Doch schon im Vorfeld hatte sich die Verwaltung ausdrücklich gegen Verkauf oder Vermietung ausgesprochen. "Ich halte es für unzumutbar, dieses Gebäude als Schank- und Speisewirtschaft zu veräußern", sagte Kämmerer Peter Wolke. Grund sei zum einen der desolate bauliche Zustand ohne Heizung und mit marodem Brandschutz - aber auch die Hochwassergefahr wurde bislang unterschätzt. "Bei einem Verkauf würden wir ein Grundstück abgeben, das bereits bei einem normalen Hochwasser untergeht. Können wir das wirklich verantworten?", fragte Bauamtschef Peter Junge. Zudem verdeutlichte Wolke die mögliche Wertentwicklung des Grundstücks: "Wenn wir ein bisschen warten, können wir es vielleicht für 200 000 bis 300 000 Euro verkaufen", so der Kämmerer. Zudem sei es völlig offen, wann oder ob es überhaupt einen Bebauungsplan für das Areal geben wird - ohne diesen ist ein Neubau unmöglich. Ausreichend Argumente für SPD und CDU, sich gar nicht mehr mit den möglichen Investoren zu beschäftigen. "Es ist auch nichts Ehrenrühriges, im Zeitverlauf seine Meinung zu erweitern oder zu ändern", sagte Jan-Mathias Koller (SPD).

Bei den Grünen wertete man die überraschende Mehrheit für einen Abriss hingegen als klaren "Wortbruch", wie der Fraktionsvorsitzende Ali Demirhan betonte. Er hatte mit Jens Kalke (parteilos, für die Linke im Ausschuss) vergeblich einen Antrag auf Verkauf an einen Investor gestellt. "Ich kann die Wandlung der Ausschussmitglieder nicht verstehen. Wir waren einhellig dafür, die Gastronomie hier zu erhalten und die Fakten haben sich nicht geändert", so Ali Demirhan. Er hatte die eingereichten Konzepte gelesen und gute Ansätze ausmachen können - einige Investoren wollten bis zu 400 000 Euro in die Hafenschänke investieren. "Es gibt Bewerber und die sind nicht blauäugig. Jeder weiß wo die Elbe ist, und dass sie auch mal steigt", sagte der Grünenchef. "Für mich ist das hier nur noch ein einziges Chaos und das hat auch die Verwaltung mit verursacht. Erst hieß es, das Gebäude ist baufällig, dann geht es um Hochwasserschutz und nun soll es sich plötzlich um ein Sahnegrundstück handeln", kritisierte Demirhan das lange Verfahren, das nun doch zum Abrissbeschluss geführt hat.