Schwertransport: Vattenfall lässt Anlagen abtransportieren - Sie haben nie Strom ins Netz geliefert

Es war ein gewaltiger Kraftakt - und ein Aufwand von rund 30 Millionen Euro. Doch vergeblich: Das Austauschprogramm von 24 Transformatoren auf dem Gelände des Kernkraftwerkes Krümmel im Jahr 2010 zahlte sich für den Energiekonzern Vattenfall nicht aus. Unter dem Eindruck der verheerenden atomaren Katastrophe im Kraftwerk von Fukushima kam 2011 auf Drängen der Bundesregierung das endgültige Aus für den bis dahin weltweit leistungsstärksten Siedewasserreaktor.

Nun sollen die beiden großen Maschinentransformatoren, die den im Reaktor erzeugten Strom in das 380 000-Volt-Netz einspeisten, für eine weitere Nutzung abtransportiert werden. Auch zwei etwas kleinere Modelle kommen wieder weg. Der erste der beiden 446 Tonnen schweren Transformatoren soll am kommenden Dienstag von Krümmel zum Umschlagplatz im Geesthachter Hafen rollen. Dort wird wie bei der Anlieferung ein Spezialschiff festmachen, um den Schwertransport aufzunehmen. Gesamtgewicht des Transports auf der Elbuferstraße: gut 600 Tonnen.

Die beiden XXL-Trafos haben bisher nicht eine einzige Betriebsstunde geleistet. Sie wurden installiert, nachdem zunächst der erste Trafo 2007 durch einen Defekt spektakulär in Brand geraten war und das Kraftwerk am Elbufer in die Schlagzeilen gebracht hatte. Der zweite Trafo fiel 2009 aus, als versucht wurde, die Anlage zum Teil wieder anzufahren. Seitdem (siehe Chronik) ist Krümmel vom Netz - und wird nie wieder Strom erzeugen. Die Menge, die der Siedewasserreaktor pro Jahr erzeugen konnte, reichte aus, um drei Millionen Haushalte mit einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden Strom zu versorgen.

Vattenfall hat von der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde in Schleswig-Holstein die Erlaubnis erhalten, die vier Transformatoren im Kernkraftwerk Krümmel durch einen neuen Transformator zu ersetzen. Das Kraftwerk befindet sich im sogenannten "längerfristigen Stillstandsbetrieb" und benötigt deshalb nur noch Strom für den Eigenbedarf. "Dafür werden weniger Transformatoren benötigt", erklärt Sandra Kühberger, Sprecherin von Vattenfall in Berlin. "Durch den Transformatorentausch können Energieverbrauch und Kosten gesenkt werden. Gleichzeitig reduziert sich die Geräuschentwicklung durch die Trafos", sagt sie. Die Zuverlässigkeit der Netzanbindung und der Stromversorgung des Kraftwerks bleiben von der Maßnahme unberührt, so Sandra Kühberger.

Die Transporte beginnen am 18. März und dauern nach Angaben von Vattenfall voraussichtlich bis Ende des Monats. Für das Unterfangen muss die Elbuferstraße jeweils in der Zeit von 22 bis 6 Uhr zeitweilig gesperrt werden. "Bei allen Transporten handelt es sich nicht um Radioaktiv-Transporte, sondern um konventionelle Transporte", macht Sandra Kühberger deutlich.

Bei der Anlieferung der Trafos hatten bis zu 120 Polizisten die Transportstrecke gesichert. Die Antiatomkraftbewegung nutzte damals die Gelegenheit, um für ihr Ziel zu demonstrieren. Atomkraftgegner seilten sich über der Straße ab, andere ketteten sich an den Tieflader. Man fürchtete, dass Krümmel nach der Trafo-Erneuerung wieder ans Netz gehen würde. Die Katastrophe von Fukushima, die am 11. März 2011 einsetzte, brachte die Wende in der deutschen Atompolitik.

Der Abtransport soll ruhiger verlaufen: "Ich gehe davon aus, dass wir diesmal keine Probleme bekommen werden", sagt Jürgen Hellwig, der Vize-Chef von Geesthachts Polizei: "Wir werden die Transportstrecke sperren und sind auch auf Eventualitäten vorbereitet. Aber es ist ein ganz normaler Schwertransport ohne besonderen Charakter."