Teppichfabrik: Vorwerk nimmt heute Produktion auf - 80 Beschäftigte mit neuen Verträgen

Von heute an wird in der Geesthachter Teppichfabrik wieder kräftig angepackt: Die neu gegründete "Teppichproduktions- und Handelsgesellschaft" (TPH) wird die Marke "Nordpfeil" weiterleben lassen. Wie berichtet, hat das Unternehmen Vorwerk die Norddeutsche Teppichfabrik an der Düneberger Straße aus der Insolvenz übernommen. Statt der angekündigten 60 Mitarbeiter sind schon jetzt knapp 80 Beschäftigte mit neuen Arbeitsverträgen an Bord.

Johannes Schulte und Alexander Christian Holl, Geschäftsführer der Vorwerk & Co. Teppichwerke, machten in einem Gespräch mit unserer Zeitung deutlich, dass ihnen an den Kompetenzen der Geesthachter Mitarbeiter und dem Erhalt des Produktionsstandortes liege. "Wir werden kurzfristig eine Million Euro investieren, um die Effizienz zu steigern", sagte Holl. Gut drei Millionen Euro sollen die Hamelner für den in Schieflage geratenen Konkurrenten gezahlt haben. Schulte: "Die Produkte aus Geesthacht werden vom Markt geliebt, aber es hatte sich eine Unsicherheit breit gemacht, die wir jetzt beseitigen müssen."

Als eine der ersten Maßnahmen wurden 500 Musterkoffer angefertigt, mit denen der Vertrieb angekurbelt werden soll. Die Präsentation der neuen Kollektion "Performance" auf der Fachmesse Domotex sei gut gelaufen, so Schulte, der Präsident des Verbandes der deutschen Heimtextilindustrie ist.

Vorwerk hat außer der Marke "Nordpfeil" auch die Lagerbestände (Rohwaren und Fertigprodukte) sowie sämtliche Maschinen übernommen. Die benötigten Betriebsgebäude wurden für drei Jahre von Insolvenzverwalter Udo Müller gemietet. An Müller liegt es, zusammen mit Investoren und der Stadt auch Pläne für das übrige Areal, das die Fabrik nicht mehr benötigt, zu entwickeln.

Im vergangenen Jahr wurden in Geesthacht mit 280 Beschäftigten zwei Millionen Quadratmeter Teppichboden produziert und 26 Millionen Euro Umsatz erzielt. Zum Vergleich: Bei Vorwerk schafften 320 Mitarbeiter mit sechs Millionen Quadratmetern 70 Millionen Umsatz.

"Wir wollen künftig die Kernkompetenzen beider Firmen nutzen", machte Schulte deutlich. Die Marktentwicklung lasse allerdings keine Verträge zu, die länger als drei Jahre laufen würden. Schulte: "1986 hat es in Deutschland 46 Teppichproduzenten gegeben, jetzt sind es sechs." Vor allem der Trend hin zum Laminat mache der Branche zu schaffen.

"Ich bin froh, dass Vorwerk hier den Zuschlag bekommen hat", sagte Betriebsrat Milos Lazic. "Der andere Bewerber war in meinen Augen nur ein Strohmann der früheren Eigentümerfamilie. Ich weiß nicht, welche Interessen man da verfolgt hat, aber es ist gut, wie es ist", erklärte Lazic. Er selbst ist noch bis April im neuen Unternehmen beschäftigt, wechselt dann - wie der Großteil seiner Kollegen - in eine Transfergesellschaft. Von ursprünglich 800 Mitarbeitern waren zuletzt noch etwa 280 beschäftigt, etwa 80 haben davon jetzt eine Zukunftsperspektive.