Heimatbund und Geschichtsverein sucht Fotos und Dokumente von der ehemaligen Fabrik

Heute trainieren hinter der Holzfassade Fitness-Fans ihre Muskeln. Doch früher ging es in dem lang gestreckten Gebäude an der Wärderstraße 6 deutlich weniger athletisch zu. Nicht Muskeln, sondern Marzipan produzierte hier Peter Lichtenberg. Viele Geesthachter erinnern sich noch an die Fabrik, die Lichtenberg in dem Gebäude betrieb, das unter der Adresse Düneberg 336 firmierte.

"Das Haus diente ursprünglich als Lagerraum und Aufenthaltsgebäude der Pulverfabrik im Werksteil Elbe", weiß Heinz Niemann vom Heimatbund und Geschichtsverein. Der 72-Jährige erinnert sich noch gut an die Leckerbissen, die Lichtenberg nach ostpreußischem Rezept herstellte: "Die waren oben geflämmt und dadurch mit einer braunen Karamellschicht überzogen - das schmeckte gut." Das "Peterli"-Marzipan wurde nicht nur in Düneberg verkauft, sondern auch in der Geesthachter Innenstadt. Niemann: "Dafür nutzte Lichtenberg im Winter das Eiscafé an der Bergedorfer Straße, das dann immer geschlossen hatte."

Weil nur vor Ostern und Weihnachten viel zu tun war, arbeiteten manche Geesthachter Frauen und Schüler im Saisongeschäft als Aushilfen. "Ich erinnere mich besonders an kleine Marzipanfiguren und Bruchstücke, aber es wurden auch Marzipanbrote verkauft", erzählt Heinz Niemann.

Doch 1978 kam das Marzipan-Aus. Die Produktion wurde geschlossen, die Fabrik verkauft. Nach der Ölkrise von 1973 setzten die steigenden Energiepreise vielen Betrieben zu, Konkurse und Pleiten häuften sich. Auch die Spankorbfabrik, 1927 von Arbeitslosen gegründet, wurde im Herbst 1974 "abgewickelt", das Kaufhaus Hertie schloss 1976.

"Geesthacht hat eine sehr lebendige Industriegeschichte. Hier gab es früher auch eine Strumpffabrik und eine Sauerkrautfabrik", sagt Heinz Niemann. Der Heimatbund und Geschichtsverein würde die Geschichte dieser Fabriken gern dokumentieren. Doch im Stadtarchiv gibt es dazu nur wenige Fotos und Unterlagen. "Von der Marzipanfabrik haben wir gar keine", so Niemann.

Wer Fotos oder Dokumente zur Marzipanfabrik oder einer der anderen Fabriken besitzt, kann sie beim Heimatbund abgeben - bei Bedarf werden dann auch Kopien für das Archiv erstellt. Kontakt: Heinz Niemann, Telefon (0 41 52) 7 20 75 oder Helmut Knust, Telefon (0 41 52) 7 49 76.