Elternzeit: Immer mehr beziehen Elterngeld - Zwei Männer berichten von ihren Erfahrungen

Immer mehr Väter nehmen eine Elternzeit. Von den insgesamt 165 000 Kindern, die in Deutschland im zweiten Quartal 2012 geboren wurden, haben laut Statistischem Bundesamt 48 000 Väter Elterngeld bezogen - das sind 29,3 Prozent. 2008 lag die Väterbeteiligung an der Elternzeit noch bei 23,4 Prozent.

Mal ganz für das kleine Kind da zu sein, den Alltag mitzuerleben - viele Väter sehen das als Chance. Und für Mütter ist es eine Möglichkeit, im Job nicht ganz den Anschluss zu verlieren. "Für mich war es eine einmalige Chance, und die wollte ich nutzen", sagt Stefan Zänkert, der in der Laborgemeinschaft Kramer für die Organisation der Krankenhauslabore zuständig ist. Seine Tochter Josefine wurde am 5. Juni 2012 geboren, im Juli und August 2013 nahm Zänkert Elternzeit. "Es hat mir sehr viel Freude bereitet, war total witzig und eine wichtige Erfahrung", erzählt der 51-Jährige. Er begleitete Josefines Eingewöhnungsphase in der Krippe, holte sie jeden Mittag ab und verbrachte den Nachmittag mit seiner Tochter. "Weil meine Frau Irina mit 30 Stunden wieder in den Job eingestiegen ist, kam sie dann auch immer noch dazu. Für uns war das ein toller Sommer", erzählt Zänkert.

Vom Aufstehen bis zum ins Bett bringen, der Vater war immer dabei. "Unsere Bindung ist um ein Vielfaches höher, als wenn ich das nicht gemacht hätte", ist er überzeugt. In vielen Gesprächen hat er aber auch erlebt, dass die Elternzeit der Väter manchmal noch belächelt wird: "Das wird als Urlaub angesehen. Dabei ist es ein Fulltime-Job, der eben nur ganz anders ist. Man hat kaum Zeit für sich", sagt Stefan Zänkert.

Elternzeit könne er jedem Vater nur empfehlen. Allerdings: "Man muss genau prüfen, ob man es sich leisten kann. Das bedeutet schon deutlich weniger Geld." Auch jetzt ist Zänkert der Elternteil, der Josefine jeden Morgen zur Kita bringt. Im Labor Kramer fängt er dafür etwas später an, arbeitet etwas länger.

Andreas Pagel hat bereits einen Sohn aus erster Ehe, der jetzt 27 ist. "Bei seiner Geburt gab es die Elternzeit leider noch nicht", sagt der 55-Jährige, der im Fachdienst Bauen der Stadtverwaltung arbeitet. Als am 24. September 2011 seine Tochter Charlotte geboren wurde, stand schnell fest: Der Vater übernimmt ein Jahr Elternzeit - auch weil seine Frau selbstständig ist.

"Eine längere Auszeit wäre für sie schwierig gewesen", erzählt Andreas Pagel. Er hat gute Erfahrungen gemacht: "Man kriegt viel mehr mit, wie die Kinder sich entwickeln." Um mehr Zeit für Charlotte zu haben, hat er nach der Elternzeit seine Arbeitszeit auf 30 Stunden in der Woche reduziert. Pagel: "So kann ich sie nachmittags aus der Krippe abholen."

Häufig kommt Elternzeit der Väter im Rathaus nicht vor. In 15 Jahren wurden drei Männer gezählt, die eine Zeit lang bei ihren Kindern blieben, einer davon noch im früheren Erziehungsurlaub. Gleichstellungsbeauftragte Jutta Scharnberg-Sarbach: "Das Geld ist der Knackpunkt. Solange Männer mehr verdienen, werden immer eher die Frauen Elternzeit nehmen."