Zukunftsvisionen: Investoren wollen auf 24-Hektar-Areal stadtnah Häuser und Wohnungen schaffen

Wo heute noch Garne für Teppiche gesponnen und gefärbt, Teppichböden und Teppichfliesen entworfen und gewebt werden, könnten schon bald bis zu 2000 Menschen eine neue Heimat finden. Dies wäre das wahrscheinlichste Szenario, wenn sich für die insolvente Norddeutsche Teppichfabrik kein Investor findet. Dann bietet sich für die Stadtentwicklung eine einmalige Chance.

Doch für die Stadt selbst wäre das Areal eine Nummer zu groß - ursprünglich wollte sie über die städtische Wohnungsgesellschaft WoGee zwei Millionen Euro für eine Teilfläche bieten - zog sich ob der Konkurrenz aber aus dem Verfahren zurück. "Für das gesamte Areal wollten wir nicht bieten, damit hätten wir uns wohl übernommen. Das hätte uns schnell die gesamte städtische Rücklage gekostet", sagt Bürgermeister Volker Manow. Dennoch sieht er das städtebauliche Potenzial als reizvoll an. "Wir sollen aber als Stadt auch nicht in den Wettbewerb mit privaten Investoren treten", betont Manow.

Und die interessieren sich ebenfalls für das riesige stadtnahe Filetstück: "Es wäre töricht, wenn ich jetzt nicht versuchen würde, da einen Fuß in die Tür zu bekommen", sagt der Geesthachter Immobilienkaufmann Uwe Gerner. Er arbeitet schon längere Zeit daran, entlang der Düneberger Straße Flächen des Unternehmens für eine Wohnbebauung zu entwickeln. Sollte sich kein Investor für einen Weiterbetrieb der Fabrik finden, böte die Fläche sogar noch viel mehr Möglichkeiten.

Das 24 Hektar große Grundstück der Teppichfabrik verfügt über einen großen Baumbestand, mehrere Zufahrten und sogar ein Blockheizkraftwerk für eine moderne Energieversorgung. "Jede Entwicklungsmöglichkeit wäre positiv", sagt auch WoGee-Geschäftsführer Markus Prang. Während Gerner eher auf die Entwicklung von Bauplätzen für Einfamilienhäuser mit einem wohl realistischen Quadratmeterpreis von 200 Euro setzen dürfte, wäre es Aufgabe der WoGee, Mietwohnungen anzubieten. "Da wäre sicher auch Raum für eine Zusammenarbeit, das Gelände ist groß genug", gibt sich Gerner diplomatisch. Zum Vergleich: Das Neubaugebiet Finkenweg-Ost ist insgesamt nur halb so groß.

"Politisch setzt man in Geesthacht ja schon längere Zeit auf eine Verdichtung der Innenstadt, das würde sich hier anbieten", sagt Gerner. Doch auch Gewerbeflächen sind in der Stadt knapp. Das Gelände der Teppichfabrik wäre auch als Gewerbepark geeignet. Eine solche Nutzung favorisieren CDU und SPD. "Ich würde mir wünschen, dass die Stadt sich bemüht, da die Hand drauf zu haben, um bei der künftigen Entwicklung Einfluss nehmen zu können. Es wäre eine Gewerbefläche, die wir entwickeln können", sagt SPD-Ortsvorsitzender Olaf Schulze. Für CDU-Fraktionschef Karsten Steffen hätte eine Gewerbenutzung ebenfalls Priorität. "Gewerbe wäre mir da schon näher als Wohnbebauung, aber wir müssen sehen, was da entwickelt werden kann", sagt er.

Um Wohnbebauung auf dem Areal in einem ersten Schritt zu ermöglichen, soll im Flächennutzungsplan der Stadt, der heute Abend in einer Neuauflage beschlossen werden soll, ein bisher als Grünfläche eingestufter Randstreifen des Fabrikgeländes als Wohngebiet ausgewiesen werden.