Energiewende nach Kassenlage - Experten: Anlage künftig kaum noch attraktiv

Das Geesthachter Pumpspeicherwerk ist einmalig im Norden - und sollte hier als Speicher für Strom aus Wind- und Solarenergie zum Rückgrat der Energiewende werden. Sogar über einen Ausbau des riesigen Speichers wurde diskutiert. Doch stattdessen droht den Generatoren an der Elbuferstraße nun der endgültige Stillstand: Denn die Landesregierung will die Gebühren für die sogenannte Oberflächenwasserentnahme neu regeln. Für das Geesthachter Pumpspeicherwerk bedeutet das eine Erhöhung um satte 30 Prozent des erst vor zwei Jahren deutlich abgesenkten "Wasserpfennigs" - das Kraftwerk wird damit unwirtschaftlich und stünde vor dem Aus.

Einen Cent müsste Betreiber Vattenfall künftig für jeden Kubikmeter Elbewasser an das Land überweisen, der von der Elbe ins Pumpspeicherbecken gepumpt wird. Dabei hatte die Landesregierung die Gebühr erst 2011 auf 0,077 Euro gesenkt - auch um das Pumpspeicherwerk zukunftsfähig zu machen. Für Betreiber Vattenfall summiert sich die Erhöhung je nach Auslastung des Kraftwerks schnell auf zusätzliche Gebühren in Höhe von 200 000 Euro und mehr pro Jahr.

"Bei uns stößt die geplante Gesetzesänderung auf Unverständnis", sagt Vattenfall-Sprecherin Barbara Meyer-Bukow. "Das ist nicht im Sinne der Energiewende. Und die sollte ja durch die Reduzierung der Abgabe vor zwei Jahren eigentlich vorangebracht werden."

Erhebliche Bauchschmerzen mit dem Vorstoß der Landesregierung hat auch die Industrie- und Handelskammer zu Kiel (IHK). Sie sieht als Auslöser für die Erhöhung den Wegfall der Kernkraftwerke in Krümmel und Brunsbüttel, die dem Land durch den "Wasserpfennig" jährlich Millionen in den Haushalt gespült hatten. Diese Lücke soll jetzt mit deutlich erhöhten Einnahmen durch die Wasserentnahme des Atomkraftwerks Brokdorf geschlossen werden, insgesamt rechnet das Umweltministerium mit Mehreinnahmen von 8,3 Millionen Euro - doch gleichzeitig wird damit auch das Pumpspeicherwerk massiv zur Kasse gebeten. "Es wird damit wirtschaftlich kaum noch attraktiv", sagt Dr. Klaus Thoms, Referent für Innovation und Umwelt der IHK zu Kiel. Er fordert, das neue Gesetz gar nicht erst in Kraft treten zu lassen und die Abgabe grundlegend zu überarbeiten. "Wir fragen uns, warum für das Pumpspeicherwerk überhaupt eine Abgabe fällig wird, denn das Wasser wird ja unverändert zurück in die Elbe gepumpt. Im Gegensatz zu einem Kernkraftwerk wird es nicht einmal erwärmt", sagt Thoms.

Was an Energiepolitik nach Haushaltslage erinnert, wird von Umweltminister Robert Habeck (Grüne) als Angleichung an Umwelt- und Europarecht begründet. Das Ministerium spricht von einer "moderaten Erhöhung", die im Wesentlichen die Inflation ausgleichen soll.