Polizeiaktion: Landesweite Kontrollen gestartet - 2012 gab es kreisweit 169 Unfälle mit Radlern

Das Schild ist eindeutig: "Radfahrer absteigen" steht aufgrund der Baustelle an beiden Seiten des Richtwegs am Fahrbahnrand. Der auf der Ostseite verbliebene Streifen neben der provisorisch umgelegten Straße ist so schmal, dass ihn sich Fußgänger und Radler in beide Richtungen auf engstem Raum teilen müssen. Doch viele Radfahrer interessiert das nicht. Sie fahren einfach weiter. "Da kam ja keiner", rechtfertigte eine Geesthachterin gestern Vormittag ihr Fehlverhalten. Ein Polizist hatte sie gestoppt.

Drei Beamte der Geesthachter Polizeizentralstation waren wie ihre Kollegen im ganzen Land gestern im Einsatz, um Radfahrer für die Einhaltung der Verkehrsregeln zu sensibilisieren. Heute wird die Aktion landesweit fortgesetzt.

"Wir haben in den vergangenen Jahren eine deutliche Steigerung bei den Unfällen, an denen Radfahrer beteiligt sind. Darauf reagieren wir mit dieser Schwerpunkt-Aktion", sagt Geesthachts Polizeichef Thomas Specht. Kreisweit gab es 2012 insgesamt 169 Radfahrunfälle, 41-mal verunglückten dabei Kinder. "Deshalb liegt unser Hauptaugenmerk auch auf den Schulwegen", so Specht.

Oft genug bringen sich die Radfahrer selbst in Gefahr. Wie die Frau am Richtweg. Oder die Seniorengruppe aus Bochum und Buxtehude. Aus Lauenburg kommend, nutzten die Radler im Wald den nur auf der Südseite der B 5 verlaufenden Radweg. In der Stadt angekommen, fuhren sie auf der falschen Seite weiter, statt auf die Nordseite der Straße zu wechseln, wo es einen Radweg gibt. In Höhe Norderstraße stoppten Polizisten die Gruppe.

"Radwege sind heute nur noch sehr selten als solche ausgeschildert. Radfahrer gehören demnach auf die Straße, es steht ihnen aber frei, den Radweg zu nutzen, sofern er vorhanden ist. Dann aber ist die Benutzung auf der richtigen Seite Pflicht", wies Polizist Lars Hausmann auf die Bestimmungen hin.

67-Jähriger will Verwarngeld nicht akzeptieren

Ein 67-Jähriger wollte das nicht akzeptieren, er kündigte an, den Fall gerichtlich prüfen zu lassen. Auf jeden Fall erwartet ihn zunächst ein Verwarngeld in Höhe von 20 Euro für das Benutzen des Radwegs auf der falschen Seite. "Nach Schleswig-Holstein kommen wir nicht wieder", sagte ein Buxtehuder, als er hörte, dass die Aktion landesweit läuft.

"Das Fehlverhalten der Radfahrer zieht sich durch alle Altersklassen", weiß Specht. Besonders häufig kommt es seiner Erfahrung nach zu Unfällen, wenn Radfahrer auf der falschen Seite unterwegs sind und Kreuzungen, Einmündungen oder Gundstücksausfahrten passieren. Autofahrer blicken dort gewohnheitsmäßig nur nach links, rechnen nicht mit Radlern von rechts. Specht: "Es gibt aber keine Schwerpunkte für diese Unfälle bei uns in der Stadt."

Zugleich wurden gestern auch Radfahrer am Neuen Krug vor den Schulen kontrolliert. "Dort haben wir auch auf die technische Sicherheit der Räder geachtet und einige Mängelberichte geschrieben", sagt Hausmann. Die Betroffenen müssen die Räder in Ordnung bringen und danach bei der Polizei vorführen.

Zehn Euro muss übrigens zahlen, wer über Kopfhörer so laut Musik hört, dass er Verkehrsvorgänge nicht mehr richtig wahrnimmt. Telefonieren am Lenker ohne Freisprecheinrichtung ist ebenfalls absolut verboten - 25 Euro. Besonders teuer wird es für Radfahrer, die Fußgänger am Überqueren eines Zebrastreifens hindern - 40 Euro. Für Autofahrer gibt es solchen Fällen zusätzlich noch vier Punkte in der Flensburger Verkehrssünderkartei .