Getränkefachhandel: Mineralwasser ist Verkaufsschlager

Sven Heiser sprintet im Moment von einer Sitzung in die nächste. Auch sein Telefon gibt keine Ruhe. Grund dafür sind die Temperaturen. Gestern durchbrach das Thermometer die 30-Grad-Marke. Für den Geschäftsführer des Getränkegroßhandels Quandt ein Segen. "Wir freuen uns über die Entwicklung, weil sie das schlechte erste Halbjahr ausgleicht." Innerhalb von vier Arbeitstagen steigerte sich der Umsatz um 50 Prozent. "Wir fahren derzeit jeden Tag insgesamt 70 000 Getränkekisten durch die Region, etwa 40 Prozent mehr als sonst." Eine logistische Höchstleistung, die ohne zusätzliches Personal und die Ausweitung der Lieferzeiten nicht zu bewältigen ist. "Wir müssen mit einem Vorlauf von drei Tagen genau überlegen wie viele Kommissionierer wir brauchen, damit die Lkw nicht länger als nötig auf dem Hof stehen." Die Lieferzeiten seien auf das Wochenende ausgedehnt worden. Selbst die Produzenten gerieten unter Druck, da nicht genug Leergut zurückkäme, um ausreichende Mengen neu abzufüllen. Heiser: "Die Nummer eins im Absatz ist aktuell natürlich Wasser, an Nummer 2 steht Bier."

Diesen Trend kann Günther Guder, Vorstand des Bundesverbandes des deutschen Getränkefachhandels sogar noch genauer beziffern: "Bis 25 Grad geht Bier sehr gut, wenn das Thermometer weiter steigt, kaufen die Leute mehr Wasser." Auch er freut sich über den Sommer und weiß, dass gerade die Brauereien jetzt aufatmen. "Die Brauer hatten ein Minus von 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr bei dem Absatz von Bier im Inland. Das war der stärkste Rückgang seit 20 Jahren." Im Juli sei der Schalter umgelegt worden. "Da kann sich der Umsatz innerhalb kürzester Zeit verdoppeln." Guder hat auch beobachtet, dass Mineralwasser mit wenig Kohlensäure mittlerweile häufiger verkauft wird als normales Mineralwasser. Auch stilles Wasser hole auf. "Zu unserem großen Bedauern hat das Mineralwasser von Discountern immer mehr Zuwächse." Mit diesen "Dumpingpreisen" könne der Fachhandel nicht mithalten. "In einigen Regionen haben wir aber auch wieder einen Trend zurück zur Glasflasche registriert." Ein neues Trendgetränk sei Fassbrause, daneben alkoholfreie Mischgetränke.

Auch Andreas Westphal, stellvertretender Marktleiter im Sky-Center, hat sein Getränkelager aufgefüllt. "Wir brauchen bei Temperaturen wie diesen die zwei- bis dreifache Menge." Deshalb habe er die Wettervorhersagen für zwei Wochen im voraus im Blick. Alkoholfreie Getränke seien insgesamt stärker nachgefragt als Bier. "Aber am meisten wird Wasser gekauft, dabei geht der Trend mittlerweile zu den Discountmarken", bestätigt Westphal die Beobachtung von Guder. Für die Mineralwassermarke Bismarck laufe in dieser Woche eine Preisaktion. Das kurbele den Absatz zusätzlich zu den Temperaturen an. Mehr als 500 Kisten würden da in wenigen Tagen verkauft.

Im Juli haben die Deutschen laut des Verbandes Deutscher Mineralbrunnen zehn bis 15 Prozent mehr Mineralwasser getrunken als im Vorjahresmonat.