Geesthacht (tja). Die Nachricht kam für viele Geesthachter aus heiterem Himmel: Die Norddeutsche Teppichfabrik, einer der größten Arbeitgeber der Stadt, befindet sich finanziell in Schwierigkeiten.

Wenn in den kommenden Tagen nicht frisches Geld in das Unternehmen fließt und die Mitarbeiter sich zu deutlichen Einschnitten bereit erklären, dürfte ein geplantes Restrukturierungs- und Finanzierungskonzept scheitern.

"Eine absolut bedauerliche Nachricht", sagte gestern Werner Hesse, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft des Kreises (WFL). Er hatte aus unserer Zeitung von den Schwierigkeiten erfahren. Hesse: "Wir als WFL können da aber nicht viel machen, jetzt sind Instrumente wie eine Landesbürgschaft oder Hilfe der Investitionsbank gefordert. Das wird die Hausbank aber wissen." Der WFL-Chef hofft, dass das Unternehmen fortgeführt werden kann. "350 Beschäftigte sind eine ordentliche Zahl", sagt er.

Auch Bürgermeister Volker Manow wurde von der Nachricht gestern überrascht. "Zu uns hat das Unternehmen bisher keinen Kontakt aufgenommen. Wenn wir etwas tun können, würden wir es tun", sagt Manow. Seit 1951 produziert die Teppichfabrik in der Stadt. "Es ist eines der traditionsreichsten Unternehmen in Geesthacht. Die Teppichfabrik hat in den 50er-Jahren maßgeblich zum wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt beigetragen", so Manow.

Doch diese goldenen Zeiten für die Produktion von Teppichen scheinen längst vorbei zu sein. So sei der Preiskampf extrem hart geworden. Der Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie in Wuppertal sieht die Branche vor allem auch wegen steigender Rohstoffpreise in Schwierigkeiten. Preissteigerungen ließen sich durch interne Maßnahmen nicht mehr auffangen, heißt es. Die Teppichfabrik arbeitet vor allem mit Planern zusammen, die große Neubauten mit individuellen Böden ausstatten. Der private Kunde hat höchstens die Möglichkeit, bei einem Lagerverkauf Produkte von "Nordpfeil" zu kaufen.