Tierschutz und Verband warnen vor unseriösen Verkäufern und “Designer Dogs“

Wenn Sabine Paffrath von Hundebesitzern den Satz hört: "Unsere Hündin soll einmal Babys bekommen", stellen sich der Leiterin des Geesthachter Tierheims die Nackenhaare auf. "Diese Einstellung ist für uns der Supergau", sagt sie. "Zum einen gibt es wirklich genug Hunde in Deutschland", weiß die Tierschützerin. Einige lebten sogar wild, viele in Tierheimen. Und laut Tierschutzbund kommen gerade während der Ferienzeit weitere hinzu. Zum anderen weist Sabine Paffrath darauf hin, dass Hundezüchter nicht ohne Grund viele Richtlinien erfüllen müssten, damit die Welpen als gesunde und sozialverträgliche Tiere auf die Welt kommen. "Man darf außerdem die Arbeit und die Kosten nicht unterschätzen, die ein Wurf Welpen mit sich bringt", so Paffrath. Sie müssten unter anderem geimpft und dreifach entwurmt werden, dann müsste man auch noch ein gutes Zuhause für jeden Welpen finden.

Ein noch größeres Problem sieht die Tierheimleiterin allerdings im professionellen Bereich. "Sogenannte Vermehrer verkaufen Hunde billig bei Ebay-Kleinanzeigen oder anderen Portalen. Hier kennt der Käufer die Lebensumstände der Tiere überhaupt nicht." Auch Udo Kopernik, Sprecher des Verbands des Deutschen Hundewesens (VDH), beobachtet diese Entwicklung mit Sorge. "Es nimmt in der Tat zu, dass Hunde über dubiose Kanäle an den Kunden kommen." Die Tiere würden oft im osteuropäischen Ausland unter erbarmungswürdigen Verhältnissen gehalten, zu früh von der Mutter getrennt, im Internet verkauft und zum Teil auf Parkplätzen übergeben. "Die Vorschrift in Deutschland besagt, dass Welpen bis zur achten Woche bei der Mutter bleiben", sagt Kopernik. Er kennt Fälle, wo die jungen Hunde aber schon nach zwei Wochen fortgenommen wurden. "Verhaltensstörungen sind die Folge, bleiben aber bei den Welpen unbemerkt, weil sie erst auftreten, wenn der Hund in die Pubertät kommt." Unseriöse Händler würden Hündinnen außerdem bei jeder "Hitze" (Läufigkeit) zu einem Wurf heranziehen. "Normal sind maximal sechs Würfe in einem Hundeleben", sagt Kopernik. Bei seriösen Züchtern, dürfe außerdem gar nicht mit jedem Hund gezüchtet werden. "Es gibt eine strenge Gesundheitsprüfung, um Skelettkrankheiten oder ähnliches zu vermeiden."

Sabine Paffrath warnt außerdem vor Kreuzungen wie etwa dem American Bully. "Hier wurde eine neue Rasse erfunden und ein Listenhund, der American Staffordshire, mit einer Bulldogge gekreuzt." Sabine Paffrath weiß, dass der American Bully im Moment ein Verkaufsschlager ist. "Das sind ganz arme, kranke Tiere, breit und dick und sie können zum Teil gar nicht lang stehen", meint sie. Außerdem würde man das Hundegesetz damit nicht umgehen. "Das Ordnungsamt zieht solche Hunde ein, weil sie keine anerkannten Papiere haben." Auch bei anderen Kreuzungen, sogenannten "Designer Dogs" wie dem Puggle (Beagle und Mops) oder dem Labradoodle (Labrador und Pudel), seien Folgekrankheiten schwer abzusehen.

Udo Kopernik warnt auch vor falschen Versprechungen der Verkäufer: "Abgesehen davon, dass die Eigenschaften der gekreuzten Rassen manchmal gar nicht zusammenpassen, wird hier ein Mischling teuer verkauft, weil er zum Modehund stilisiert wird." Oft würde auch Allergikern versprochen, dass bestimmte Kreuzungen antiallergisch seien, weil sie nicht haaren. "Allergien übertragen sich aber über Hautschuppen und Speichel des Hundes."