Prozess: Babak M. muss sich vor Landgericht verantworten - “Mir wird langsam klar, was ich getan habe“

Es ist Mittwoch, 2. Januar, 8 Uhr, als das Grauen seinen Lauf nimmt. Babak M. erscheint vor der Tür des Mehrfamilienhauses am Rothenburgsorter Weg. Nachbarn lassen den jungen Mann hinein in das zunächst verschlossene Treppenhaus. Im ersten Obergeschoss öffnet ihm nach mehrmaligem Klopfen seine Mutter. Sofort schlägt der 31-Jährige zu, prügelt mit bloßen Händen auf die 59 Jahre alte Manijeh F. ein. Dann entschuldigt er sich unvermittelt. Manijeh F. lässt ihren Sohn in die Wohnung. Babak M. kommt scheinbar zur Ruhe. Doch nur für kurze Zeit. Gegen 10.30 Uhr eskaliert die Situation. Manijeh F. stirbt nach einer unbeschreiblich brutalen Attacke ihres Sohnes, der offenbar von einer Psychose getrieben agierte.

"Seit ich mich in Hamburg auf den Weg nach Geesthacht gemacht hatte, war der Entschluss da, es zu tun", sagte Babak M. gestern zu Beginn des Prozesses vor dem Lübecker Landgericht. Die I. Große Strafkammer unter Vorsitz von Richter Christian Singelmann muss über eine Unterbringung des Angeklagten in einer geschlossenen Psychiatrie entscheiden.

"Ich hatte gemerkt, dass ich zu wenig Kraft hatte", beschrieb der 31-Jährige gestern die erste Attacke auf seine Mutter mit bloßen Händen. Die verzieh ihm, als er von ihr abließ. Fast eineinhalb Stunden hat er dann für sich alleine in einem Zimmer gesessen, immer wieder habe er Stimmen gehört, die ihm befahlen, zu töten.

Schließlich schnappte er sich eine Holzlatte aus dem Kleiderschrank, ging zu seiner Mutter ins Nebenzimmer und schlug ihr damit immer wieder auf den Kopf. Bis die Latte zerbrach. Dann lief er in die Küche und holte sich eine große Haushaltsschere. Damit griff er seine Mutter erneut an. Selbst als ein Griff abbrach, stach er weiter auf die wehrlose Frau ein. Diesen dritten Angriff mit mindestens 60 Stichen überlebte sie nicht. Nachbarn hörten noch die Hilferufe der 59-Jährigen und riefen die Polizei. Doch als die Beamten am Rothenburgsorter Weg eintrafen, war Manijeh F. schon tot. Widerstandslos ließ sich der Sohn festnehmen, machte wirre Aussagen, wie gestern eine Polizistin erklärte, die vor Gericht als Zeugin aussagte.

Seit dem 3. Januar wird Babak M. in der Psychiatrie in Neustadt behandelt. "Ich wollte schon lange nichts mehr mit meiner Familie zu tun haben, die waren mir gegenüber immer aggressiv", erklärte der 31-Jährige dem Gericht. Doch seine Mutter habe ihn nicht in Frieden leben lassen. "Sie wollte die totale Kontrolle über mich", sagte er. Kurz vor der Tat gab es ein Gespräch, das die frühere Schulpsychologin des Mannes organisiert hatte. Die Frau kümmerte sich über Jahre um den Angeklagten, der einen einjährigen Sohn hat, den er 2012 aber nur einmal sah.

"Mir wird langsam klar, was ich getan habe, ich bin darüber unendlich traurig", sagte der Angeklagte gestern. Der Prozess wird fortgesetzt.