Volkszählung: In Geesthacht leben offiziell 600 Menschen weniger als gedacht

Geesthacht hatte damit zum Stichtag 9. Mai 2011 exakt 28 755 Einwohner. "Nach unseren Zahlen sind wir immer von 29 358 Geesthachtern ausgegangen", sagt Stadtsprecher Torben Heuer. "Dass unsere Bevölkerung jetzt um mehr als zwei Prozent niedriger liegt, hat uns überrascht. In den kommenden Tagen müssen wir uns mit den Zahlen in Ruhe beschäftigen." Die offizielle Einwohnerzahl weicht ab, weil etwa Bürger beim Umzug von einem Ort in den anderen vergessen haben, sich abzumelden - oder weil Tote nicht aus allen Registern gelöscht wurden.

Für Städte und Gemeinden ist das jetzt vorliegende Zahlenwerk aber weit mehr als Statistik - denn auf Grundlage der Zensus-Zahlen werden Umlagen und Zuweisungen berechnet. Pro Einwohner weniger könne für eine Kommune ein finanzieller Verlust von 500 bis 1000 Euro pro Jahr auf dem Spiel stehen, rechnete der Städtebund vor - für Geesthacht wäre dies ein Minus von 300 000 bis 600 000 Euro jährlich. "Wir müssen deshalb sehr genau gucken, wie wir die Zahlen bewerten", so Heuer. Erste Kommunen kündigten gestern bereits Klagen gegen das Zensus-Ergebnis an.

Doch die Volkszählung liefert den Kommunen auch Planungssicherheit und eine nie da gewesene Bestandsaufnahme. So weiß man jetzt, dass in Geesthacht die Bevölkerungsgruppe der 50- bis 64-Jährigen mit 21,3 Prozent mittlerweile den größten Anteil ausmacht. Die unter dreijährigen liegen dagegen bei 2,1 Prozent. 46,5 Prozent der Geesthachter sind verheiratet, 55,5 Prozent gehören keiner Religion an. Mehr als 93 Prozent aller in Geesthacht wohnenden Menschen haben einen deutschen Pass - allerdings haben 16,6 Prozent der Einwohner Migrationshintergrund. 4840 Geesthachter verlassen täglich ihre Heimatstadt, um woanders in der Region zu arbeiten, die Pendlerquote liegt damit bei 59,3 Prozent.

Auch in den Nachbarstädten sorgte der Zensus gestern für Verwunderung. So wurde für Lauenburg die offizielle Einwohnerzahl von 11 174 Menschen festgestellt - bislang hatte man mit 11 600 Bürgern kalkuliert. In Schwarzenbek leben laut Zensus 14 974 Menschen, hier ging man bislang immer von einer Bevölkerungsgröße von über 15 000 aus.

Für das Megaprojekt Zensus wurde 2011 etwa ein Drittel der Bundesbürger befragt. 2011 waren dafür deutschlandweit rund 80 000 Interviewer unterwegs. Die Kosten liegen bei mehr als 700 Millionen Euro.