Bergedorf/Geesthacht. Der Bedarf an Kindertagespflege ist hoch. 5000 Kinder werden in Hamburg auf diese Weise betreut. Regelmäßig sucht die Behörde für Soziales, Familie und Gesundheit nach weiteren Kräften. Denn auch in Bergedorf gibt es nicht für alle Kinder einen Kita-Platz. In solchen Fällen springen die “nebenberuflich Selbstständigen“ ein.

Tagesmütter und -väter dürfen nach entsprechender Qualifizierung bis zu fünf Kinder gleichzeitig betreuen. Lohnenswert waren bislang Vermittlungen durch das Jugendamt, denn die dafür gezahlten Tagespflegesätze sind steuerfrei. Doch das ändert sich.

Ab 1. Januar 2009 müssen auch die Gelder aus öffentlicher Hand versteuert werden. Zudem sind Tagesmütter und -väter bei einem monatlichen Gewinn von mehr als 355 Euro verpflichtet, ihre bislang vom Jugendamt getragene Krankenversicherung von etwa 120 Euro selbst zu bezahlen. Was unterm Strich für die ohnehin gering entlohnte Beschäftigung übrig bleibt, deckt bei vielen nicht mal die Kosten.

107 Euro erhält beispielsweise Birgit Schmidt (46) aus Bergedorf für die zehnstündige Betreuung eines Kindes. 701,30 verdient sie pro Monat insgesamt. Die Neuregelung ist für Birgit Schmidt, die ihre Tagespflege "Happy Little Kids" in einem 100 Quadratmeter-Bungalow am Brookdeich 52 vor drei Monaten eröffnete, ein Schock. 5000 Euro hat sie in Wandfarbe, Möbel und Spielzeug investiert. Pro Monat werden allein für Miete, Heizkosten und Strom mehrere Hundert Euro fällig.

Enttäuscht ist die 46-Jährige auch, weil das Jugendamt sie nicht informierte. "Von den Mehrkosten habe ich zufällig erfahren", sagt sie. Eine Bekannte, die in Reinbek als Tagesmutter arbeitet, habe ihr davon erzählt. Daraus zieht Birgit Schmidt Konsequenzen: "Ich werde dann nur noch privat vermittelte Kinder aufnehmen und meine Gebühren erhöhen", sagt sie. Viele Tagesmütter werden vermutlich so reagieren. Leidtragende sind vor allem Alleinerziehende, Studenten oder Auszubildende, deren Kinderbetreuung vom Jugendamt finanziert wird.

In Geesthacht sieht die CDU durch die neue Abgabenflut für Tagesmütter gar das Betreuungsangebot in Gefahr. Die Fraktion will deshalb in die nächste Ratsversammlung einen Antrag einbringen, um die Tagespflege zu unterstützen. "Die Stadt sollte der Idee des Kreises folgen und den Stundensatz der Tagesmütter mit einem Euro subventionieren", so Ratsherr Sven Minge (CDU).

Auch die Sozialbehörde hat Unterstützung zugesagt: "Wir werden je nach Einzelfall einen Teil der Kranken- und Pflegeversicherung übernehmen", sagt Sprecherin Jasmin Eisenhut. Das kann je nach Umsatz und Kinderzahl bis zur Hälfte der Kosten sein.

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