Wentorf. Etwa 50 Wohnungen sollen auf dem Sachsenberg entstehen. Der Bau ist wohl nicht zu verhindern, Anlieger kritisieren die Erschließung.

Das parkähnliche Anwesen ist traumhaft gelegen: Der Blick schweift vom Sachsenberg über den Mühlenteich und das Schloss Reinbek. Viele Wentorfer nutzen die Straße Am Sachsenberg und den dort abzweigenden Sachsenbergweg, um den S-Bahnhof Reinbek zu erreichen. Am Donnerstag, 16. November, befassen sich die Gemeindevertreter mit dem Areal. Sie wollen einen neuen Bebauungsplan fassen, um dort eine massive Bebauung zu verhindern.

Denn der bislang gültige Bebauungsplan hätte dort eine Riegelbebauung ermöglicht, die die aktuelle Ansicht mit Villenbebauung zwischen hohen, alten Bäumen und Rhododendronbüschen wohl massiv verändert hätte – hätten die Politiker nicht vor fast vier Jahren eine Veränderungssperre verhängt. Der neue B-Plan verringert die potenziell bebaubare Grundfläche um 700 Quadratmeter. Etwa 50 weitere Wohnungen in vier Stadtvillen sollen dennoch auf dem Sachsenberg errichtet werden. Doch die Anwohner kritisieren jetzt die geplante Verkehrsanbindung über die Straßen Am Sachsenberg – eine ehemalige Privatstraße –, Hochweg und Redder.

Geplanter Wohnungsbau in Villenviertel sorgt für Ärger in Wentorf

„Das Bauprojekt werden wir nicht mehr verhindern können“, sagt Anwohner Thomas Fehr. „Das Verkehrskonzept aber halte ich für einen Schnellschuss. Die Alternativen wurden nicht ausreichend geprüft.“ Der neue B-Plan sei zwar öffentlich ausgelegt worden, der Dialog mit den betroffenen Anwohnern sei jedoch nicht gesucht worden, moniert er. Der Wentorfer, der seit 27 Jahren an der Straße Am Sachsenberg lebt, gibt zu bedenken, dass die Müllabfuhr mit ihren schweren Lkw nicht durch die kleine Sandstraße fahren darf, weil sie zu schwer sind. „Wir stellen unsere Müllbehälter daher immer brav am Redder ab“, sagt Fehr. „Das ist der Gemeinde auch bekannt.“

Die Straße Am Sachsenberg wird seitlich eng begrenzt durch die denkmalgeschützte Mauer und Villa Billhoop sowie die 150 Jahre alte Eiche (links).
Die Straße Am Sachsenberg wird seitlich eng begrenzt durch die denkmalgeschützte Mauer und Villa Billhoop sowie die 150 Jahre alte Eiche (links). © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Seine Frau Sabine Burger stimmt ihm zu: „Die Straße ist für zusätzliche 70 Pkw, die den Sachsenberg verlassen und wieder ansteuern, einfach nicht ausgelegt. Ganz zu schweigen vom Schwerlastverkehr für die Baustelle“, sagt sie. Viele Wentorfer würden die Zufahrt sowie den Sachsenbergweg am Hang als sicherste Strecke zum S-Bahnhof Reinbek nutzen.

Es gibt eine zweite Einfahrt am Fuße des Sachsenberges

Ihr Mann weiß, dass die letzten Baustellenfahrzeuge, die das Grundstück 1992 angesteuert haben, die Einfahrt am Fuße des Sachsenberges an der Einmündung der Straße Am Mühlenteich in den Reinbeker Weg genutzt haben. Dieses Gebäude aus den 90er-Jahren, im Viertel auch als „Würstchenschloss“ tituliert, will der Investor nun zugunsten der Stadtvillen wieder abreißen. „Man kann aber eigentlich nicht sagen, eine Verkehrsführung über die untere Einfahrt sei nicht möglich, ohne es überprüft zu haben“, sagt Fehr.

Die ganze Geschichte der engen, unbefestigten Straße kennt Anwohner Kurt von Krosigk, der auf dem Sachsenberg aufgewachsen ist. Die Villa, die er gemeinsam mit fünf anderen Parteien bewohnt, haben seine Urgroßeltern 1894 erbauen lassen. „Mein Urgroßvater hat das Nutzungsrecht für die Straße von dem Eigentümer der Villa Billhoop erworben“, berichtet von Krosigk.

Die Gemeinde Wentorf hat die einstige Privatstraße gekauft

In den 1990er-Jahren wurde die Kurve der Straße weiter abgeflacht, zwei Siele wurden in die Straße eingebaut. „Wir Anlieger haben die Straße immer sorgfältig gepflegt, dafür gesorgt, dass das Oberflächenwasser abfließen konnte“, sagt der 74-Jährige. Nach einem Eigentümerwechsel der denkmalgeschützten Villa Billhoop habe die Gemeinde Wentorf von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht und die Privatstraße gekauft.

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Kurt von Krosigk vermutet, dass die Gemeinde so die Anbindung des Bauprojekts ermöglichen wollte. Seine Sorge gilt vor allem einer etwa 150 Jahre alten Eiche, die direkt an der Fahrbahn steht. Der alte Bebauungsplan habe noch einen Fußweg hinter dem mächtigen Laubbaum auf dem privaten Villengrundstück vorgesehen. Auch er plädiert dafür, die alte Einfahrt Am Mühlenteich für die Erschließung des Grundstücks zu nutzen.

Politiker in Wentorf müssen neuen Bebauungsplan verabschieden

Bei einem Ortstermin hat CDU-Fraktionschef Heiko Faasch die Problematik erläutert. Der Gemeindevertreter wollte sich ein Bild von der Lage machen, bevor er für den Bebauungsplan stimmt. Daran allerdings gehe kein Weg vorbei, sagt er: „Ich verstehe zwar die Argumente und Beweggründe der Anwohner, aber wir müssen diesen Bebauungsplan jetzt so beschließen. Denn wir können die Veränderungssperre nicht mehr verlängern und wenn diese fällt, tritt automatisch der alte B-Plan wieder in Kraft.“ Er wundert sich, dass nach vier Jahren Beratungen, Diskussionen und politischer Arbeit auf den letzten Metern der Zielgeraden plötzlich Einwände auftauchten.

Die Verkehrsplaner sehen die Erschließungsstraße als unproblematisch an: „Das Streckennetz des Umfeldes ist in der Lage, den vorhabeninduzierten Verkehr abzuwickeln“, heißt es im B-Planentwurf. Die Verkehrsgutachter empfehlen allerdings, eine Einbahnstraße in Richtung Hofweg auf der Straße Am Sachsenberg einzurichten, die Einfahrt wäre am viel befahrenen Reinbeker Weg, der Landesstraße 222.

Sachsenberg-Anlieger wollen sich rechtlich beraten lassen

Thomas Fehr hofft nun, dass die Gemeindevertreter dem neuen B-Plan zustimmen, unter der Prämisse sich noch einmal ernsthaft mit dem Thema Zufahrt zu beschäftigen. Bürgermeisterin Kathrin Schöning kann ihn in diesem Punkt beruhigen: „Im Bebauungsplan wird nur festgehalten, dass es dort eine Verkehrsfläche gibt. Für die verkehrliche Erschließung des Grundstücks und deren Ausgestaltung – ob asphaltiert oder Einbahnstraße – ist es noch viel zu früh. Ich bin mir aber bewusst, dass dies die Menschen dort bewegt.“

Für eine Zufahrt vom Mühlenteich aus müssten dort 500 Quadratmeter Grünzug geopfert werden. Das Verkehrsgutachten sei nur im Vorwege in Auftrag gegeben worden, um die Möglichkeiten auszuloten, sei aber nicht Teil des Bebauungsplans. Die Sitzung am Donnerstag, 16. November, im Rathaus (Hauptstraße 16), beginnt um 19 Uhr. Am Freitag wollen sich die Anwohner treffen und sich von einem Fachanwalt über mögliche rechtliche Schritte beraten lassen.