Buchholz/Lüneburg. Mord ereignete sich vor bald 35 Jahren. Suchaktion bei Buchholz bringt neue Spuren – und ein Hund rückt in den Fokus.

  • In der Lüneburger Heide hat sich im Frühjahr 1989 ein furchtbares Verbrechen ereignet
  • Eine Frührentnerin wurde beim Waldspaziergang mit ihrem Hund ermordet, sie starb durch einen Messerstich in den Hals
  • Der Täter wurde nicht gefunden, doch die Polizei ermittelt nun erneut in dem Fall

Bei der Jagd nach dem Mörder der 1989 getöteten Gitta Schnieder geben die Ermittler der Cold-Case-Einheit der Polizeidirektion Lüneburg nicht auf. Um den fast 35 Jahre alten Mordfall zu klären, versuchten Ermittler an Krankenakten aus ganz Niedersachsen zu gelangen. Was ein Richter dazu sagte und welche neuen Spuren im vergangenen Jahr gefunden wurden.

Mord an Gitta Schnieder vor 35 Jahren: Die Tatwaffe konnte die Polizei nicht finden

Groß angelegt war die Suchaktion im Waldgebiet Lohbergen zwischen Sprötze und Holm-Seppensen. Im Februar 2023 suchten Polizisten, Archäologen und weitere Beteiligt eine Woche lang nach alten und dennoch verwertbaren Spuren. Das vorher definierte, etwa 10 Hektar große Areal unterteilten die Ermittler dabei in mehr als 100 kleine Suchgebiete. Es liegt ungefähr in der Mitte zwischen der Drei-Männer-Kiefer und der Bundesstraße B3.

Auf diesem Weg ging Gitta Schnieder 1989 von der Drei-Männer-Kiefer (oben im Bild) in Richtung B3 spazieren, als sie getötet wurde.
Auf diesem Weg ging Gitta Schnieder 1989 von der Drei-Männer-Kiefer (oben im Bild) in Richtung B3 spazieren, als sie getötet wurde. © JOTO | Joto

Genau in diesem Bereich, in Höhe der damaligen Rodelbahn, attackierte am 10. April 1989 ein bisher unbekannter Täter die damals 45-jährige Frühpensionärin Gitta Schnieder mit einem Messer, sie starb noch in dem Waldgebiet. Als Jogger ihre Leiche wenig später fanden, wachte noch ihr Hund Moritz neben ihr. Die umfangreichen Ermittlungen führten nie zu einem Täter und wurden schließlich eingestellt. Auch die Tatwaffe konnten die Beamten nie finden.

„Aktenzeichen XY...“ Ungelöst bringt vielversprechende Hinweise

Im Rahmen der neuen Suche fanden die Polizisten mehr als 150 Gegenstände im Waldboden. „Drei dieser Gegenstände wurden als hypothetische Tatwerkzeuge eingestuft“, sagte Laurits Penske, Pressesprecher der Polizeidirektion Lüneburg. Sie seien in der Folge beim Landeskriminalamt Niedersachsen genauer untersucht worden. Auswertbare Spuren hat es nach der möglicherweise langen Zeit im Waldboden keine mehr gegeben. Trotzdem könnten die gefundenen Hieb- und Stichwerkzeuge mit dem Mord in Verbindung stehen, erklärte Penske.

Im Waldboden fanden die Polizisten mehr als 150 Gegenstände.
Im Waldboden fanden die Polizisten mehr als 150 Gegenstände. © JOTO | Joto

Um kein Täterwissen zu publizieren, könne er aber keine genaueren Angaben dazu machen. Genauso wenig könne er zu weiteren Spuren Stellung nehmen. Nur so viel: „Es konnten bedeutsame forensische Spuren festgestellt werden, die komplexe Ermittlungen nach sich ziehen.” Hilfreich seien dabei vor allem die fortentwickelten Standards moderner Kriminaltechnik, erklärte die Polizei schon vor einem Jahr.

Hund Moritz als möglicher Schlüssel zum Mörder in dem Buchholzer Mordfall

Auf weitere Hinweise von möglichen Zeugen hofften die Ermittler, als sie sich vor einem Jahr über die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... Ungelöst” an ein Millionenpublikum wandten. Tatsächlich gingen bis zum Februar 2024 etwa 65 Hinweise ein. Die Auswertung zu den Hinweisen läuft aktuell noch. „Bisher ist eine einstellige Zahl dieser Hinweise vielversprechend“, sagte Pressesprecher Penske dem Abendblatt.

Die 45-jährige Gitta Schnieder mit ihrem Hund Moritz auf einem Foto, das von der Polizei Lüneburg herausgegeben worden ist.
Die 45-jährige Gitta Schnieder mit ihrem Hund Moritz auf einem Foto, das von der Polizei Lüneburg herausgegeben worden ist. © Polizeidirektion Lüneburg | Polizeidirektion Lüneburg

Könnte am Ende Schnieders Hund Moritz den entscheidenden Hinweis liefern? Der schwarze Pointer-Schäferhund-Mischling war bei dem Überfall dabei. Eine immer wieder diskutierte Theorie lautet, dass es möglich sei, dass der Hund den Angreifer gebissen hätte und sich dieser dabei stark verletzt hat. Gesicherte Beweise dafür gibt es nicht. Trotzdem wird die Mutmaßung immer wieder aufgebracht, auch von Zuschauern der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“.

Hundebiss: Zugriff auf Patientenakten aus ganz Niedersachsen beantragt

Die Ermittler versuchten im vergangenen Jahr, diese Theorie zu untersuchen: Sie beantragten Zugriff auf Patientendaten der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, die im Zusammenhang mit einem Hundebiss aus dem betreffenden Zeitraum stehen könnten. Doch diese Gesundheitsdaten unterliegen strengen Regeln des Datenschutzes.

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Die Staatsanwaltschaft Stade unterstützte das Vorhaben und beantragte den Zugriff auf die geschützten Sozialdaten vor Gericht. Doch ein Richter gab dem Antrag nach eingehender Prüfung nicht statt. „Aktuell finden Überprüfungen durch die Ärztekammer statt“, so Penske. Ob diese zu neuen Erkenntnissen führen werden, bleibt abzuwarten.

Cold Case Fall Gitta Schnieder: Ein Sexualdelikt schließen die Ermittler aus

Die Frage nach dem Motiv des Mordes ist bis heute offen. War es ein Raubmord, ein Zufallsdelikt oder gar eine Beziehungstat? Die Ermittler halten alles für möglich, nur ein Sexualdelikt schließen sie aus. Eines ist jedoch sicher: Die Ermittlungen werden fortgesetzt, bis alle neuen Spuren abgearbeitet sind oder es Hinweise gibt, dass der Täter verstorben ist. Denn gegen Tote wird nicht ermittelt. Doch solange das nicht der Fall ist, bleibt der Cold-Case-Fall weiter ein ungelöstes Rätsel.