Landkreis Lüneburg. Auf einem Ponyhof bei Lüneburg hat eine Pferdetrainerin ein spannendes Experiment gestartet. Warum vor allem Kinder davon profitieren.

  • Seit zehn Jahren betreibt Dania Reetz eine Ponyranch direkt an der Elbe im Landkreis Lüneburg
  • Ihre Pferde folgen ihr aus freiem Willen – ohne Halfter, Seil und Sattel
  • Weil Kinder dadurch wichtige Erfahrungen machen, geht sie zunehmend raus an Schulen der Umgebung

Wenn Dania Reetz mit Ponys und Pferden trainiert, dann tut sie das ohne Halfter, ohne Seil und ohne Sattel. Seit ziemlich genau zehn Jahren betreibt die Diplom-Sportpädagogin die Pony-Ranch Elbstrand in Barförde an der Elbe. Barförde gehört zur Gemeinde Hittbergen in der Samtgemeinde Scharnebeck im Landkreis Lüneburg.

Was die 49-Jährige in den vergangenen zehn Jahren auf ihrer Ranch erlebt hat und fast jeden Tag aufs Neue erlebt, möchte sie jetzt über die Zäune ihres Hofes hinaustragen: Sie bietet Schulbesuche an und erzählt den Schülerinnen und Schülern, den Lehrereinnen und Lehrern, warum nicht nur Ponys ihre Schwächen haben dürfen, sondern auch Menschen.

Ponyranch Elbstrand: Es geht um die kindliche Angst, nicht gut genug zu sein

Seit der Corona-Pandemie beobachtet Dania Reetz verstärkt Ängste bei Kindern und Jugendlichen. „Es geht um Verlustängste und die Furcht, nicht gut genug zu sein, nicht richtig zu sein“, sagt sie. Über die Arbeit mit den Ponys will die Pädagogin den Kindern und Jugendlichen klar machen: Du bist total in Ordnung, so wie du bist. Wenn ein Pony zum Beispiel nicht reitbar ist, fragt sie das für dieses Pony zuständige Kind, ob es das Pony dadurch weniger mag. „Die Antwort ist immer: Nein, natürlich nicht! Ich mag mein Pony doch genau so, wie es ist!“

Verstehen sich gut: der neunjährige Appaloosa Miko und Dania Reetz (49), Pferdetrainerin.
Verstehen sich gut: der neunjährige Appaloosa Miko und Dania Reetz (49), Pferdetrainerin. © HA | Carolin George

Wir Erwachsenen würden sagen: Merkste selber. Den Kindern sagt Dania Reetz: „Siehst Du. Und nur weil du nicht so gut rechnen kannst, bis du nicht weniger wertvoll. Jeder Mensch hat seine Schwächen und Stärken, genau wie die Ponys. “

Dania Reetz setzt beim Training mit ihren Vierbeinern auf Belohnung

Dania Reetz setzt beim Training nicht auf die weit verbreitete, sogenannte „Negative Verstärkung“: Das bedeutet, dem Pferd etwas Unangenehmes zu verursachen, damit das Tier sich so verhält, dass das Unangenehme aufhört. „Tiere tun nichts ohne Grund“, sagt Reetz. „Sie wollen entweder etwas Unangenehmes loswerden oder etwas Angenehmes bekommen. Im Grunde genau wie wir Menschen.“

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Die Pferdetrainerin wählt daher einen anderen Weg: „Ich bitte mein Pferd, etwas zu tun. Und wenn es das tut, bekommt es dafür etwas Positives, zum Beispiel Lob mit der Stimme, Streicheleinheiten oder Leckerli – oder etwas anderes, wenn ich merke, dass es gerade etwas anderes braucht.“

Alle Pferde auf der Ranch haben schlechte Erfahrungen mit Menschen

Würden die Tiere merken, dass sie ein Mitspracherecht haben und auch mal stehenbleiben oder weggehen dürfen, wenn sie das wollen, „gibt ihnen das Sicherheit“. Das sei für ihre Tiere besonders wichtig – denn sie kommen aus dem Tierschutz, haben also schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht und ihr Vertrauen in sie weitestgehend verloren.

Was auf diesem Schild zu lesen ist, spricht Hof-Inhaberin Dania Reetz aus der Seele.
Was auf diesem Schild zu lesen ist, spricht Hof-Inhaberin Dania Reetz aus der Seele. © HA | Carolin George

Und wenn die Kinder im Gespräch nach dem Training erzählen, wie toll ihr Pony auf das Podest gestiegen sei, macht die Trainerin ihnen klar, dass auch sie ihren Anteil daran haben. Ihre Erfahrungen mit Kindern haben in Dania Reetz einen Wunsch entstehen lassen. „Ich möchte raus aus der Ranch und mehr Menschen erreichen“, erzählt sie.

„Draußen, unabhängig von den Pferden, mit Kindern arbeiten sowie Eltern und Lehrende unterstützen. Ich möchte mein Unterrichtskonzept zur Stärkung der Kinderpersönlichkeit auch in kurzen Trainings in Schulen, Vereinen oder anderen Institutionen durchführen, damit dort noch besserer Unterricht stattfindet.“

Auch im Angebot: Pony-Wochenenden und komplette Ferienwochen

Dass sie das kann, hat sie während einer Kooperation mit der Grundschule Barskamp (ebenfalls im Landkreis Lüneburg) gemerkt. Die Schule wollte ganze Klassen zu Freizeiten auf die Ponyranch schicken. Dania Reetz war skeptisch, schließlich mögen längst nicht alle Kinder Pferde. Doch als sie mit den Schülerinnen und Schülern auch ohne Ponys arbeitete, merkte sie: Das geht!

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Während der Corona-Pandemie hat sie sich eingehend in den Fächern Psychologie und noch einmal in Pädagogik weitergebildet. Reetz bietet Pony-Wochenenden und auch Ferienwochen an. Möglich sind aber Tagesbesuche und die Buchung eines Ferienhauses für die ganze Familie.

Mit Pony-Hilfe Ängste besiegen: Angebot ist für Schulen kostenlos

Die Gäste kommen aus ganz Deutschland zu ihr an die Elbe. „Wir sind bundesweit der einzige Ferienhof für allein reisende Kinder und Familien, der positiv mit freien Pferden arbeitet, also ohne Halfter“, weiß Dania Reetz zu berichten.

Dania Reetz bietet in Barförde Pony-Wochenenden und auch Ferienwochen an.
Dania Reetz bietet in Barförde Pony-Wochenenden und auch Ferienwochen an. © HA | Carolin George

Den Schulen im näheren Umkreis bietet Dania Reetz ihren Besuch zurzeit kostenfrei an, bei weiter entfernten Orten bittet sie um eine Fahrtkostenpauschale. Wer Interesse hat, meldet sich bei ihr per E-Mail unter info@dania-reetz.online.