Landkreis Stade. Dieser Goldendoodle ist eine echte Rarität: Yoshi ist neuer tierischer Mitarbeiter des Landkreises Stade – einer der wenigen in der deutschen Verwaltungslandschaft. Sein Aufgabenbereich: die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Denn Yoshi ist ein Therapiehund, der im Rahmen der tiergestützten Pädagogik eine besondere Aufgabe zu erfüllen hat.
Stephanie Heinsohn ist Yoshis Besitzerin und hat ihn auch selbst ausgebildet. Seit einem Jahr arbeitet die Pädagogin im Jugendhaus am Vorwerk, einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe vom Landkreis Stade. Sie gehört zum Team „Kinderschutz und Individuelle Hilfen“.
Therapiehund Yoshi in Stade: „Tiere sind unvoreingenommen und urteilen nicht“
An ihrer Seite ist meistens der achtjährige Goldendoodle Yoshi. Diese Rasse – eine Kreuzung aus Pudel und Golden Retriever – gilt als besonders ausgeglichen, intelligent und kinderfreundlich. Beste Voraussetzungen also für einen Hund, der helfen möchte, wo er nur kann.
Die Tiergestützte Intervention setzt Stephanie Heinsohn auf verschiedenen Ebenen ein – in der Regel bei Kindern bis zwölf Jahren. Denn: Kinder beispielsweise mit Behinderung, mit Autismus oder auch mit traumatischen Erlebnissen reagieren positiv auf den Vierbeiner.
Viele Kinder hier haben nicht die besten Erfahrungen mit Menschen gemacht
Die Bewohnerinnen und Bewohner im Stader Jugendhaus am Vorwerk sind zwischen 12 und 21 Jahren alt. Oft haben sie nicht die besten Erfahrungen im Umgang mit ihren Mitmenschen gemacht. Bei Goldendoodle Yoshi ist das anders. „Tiere sind unvoreingenommen und urteilen nicht“, sagt Stephanie Heinsohn. „Yoshi begrüßt alle gleichermaßen freundlich und nimmt jeden an, so wie er oder sie ist. Er ist immer authentisch. Das spüren die Menschen.“
Yoshi hilft einem kleinen Jungen bei der Begegnung mit seinen leiblichen Eltern
In vielen sonst eher heiklen Situationen sei Yoshi ein Eisbrecher. Man habe gleich ein gemeinsames Thema und komme ins Gespräch, erklärt Stephanie Heinsohn. So ergeht es auch einem kleinen Jungen. Der Dreijährige lebt derzeit in einer Bereitschaftspflegefamilie. Seine leiblichen Eltern trifft er einmal pro Woche im Jugendhaus am Vorwerk.
Wochentags finden die sogenannten Besuchskontakte täglich in kindgerechten Räumen statt. Vier Fachkräfte betreuen die Treffen.
Und noch einen tierischen Mitbewohner gibt es im Jugendhaus
Stephanie Heinsohn weiß dabei die Begleitung ihres Hundes zu schätzen, schließlich ist er oft ein Stimmungsaufheller: „Die leiblichen Eltern sind bei den Besuchskontakten häufig angespannt – insbesondere am Anfang. Manchmal sind sie auch dem Amt Jugend und Familie und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber negativ eingestellt. Schließlich wurde entschieden, dass das eigene Kind aus der Familie genommen wurde. Dadurch entsteht mitunter ein Spannungsfeld. Yoshi tut diesen Treffen dann sehr gut.“
Manchmal geht die Pädagogin auch einfach mit den Kindern spazieren und kommt so mit ihnen ins Gespräch.
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Doch auch die Jugendlichen, die im Jugendhaus wohnen, freuen sich über Yoshi. Und über einen anderen tierischen Mitbewohner.
Immer häufiger werden Tiere auch in Seniorenheimen und Förderschulen eingesetzt
Katze Pauline ist dem Haus vor 15 Jahren zugelaufen. „Damit war das Jugendhaus Vorreiter der Tiergestützten Intervention“, sagt Stephanie Heinsohn lachend und ergänzt: „Einige kümmern sich liebevoll um Pauline und vermissen sie dann sehr, wenn sie das Jugendhaus verlassen und in ihre eigene Wohnung ziehen.“
Auch dieses Beispiel zeige, wie bedeutend der Einsatz von Tieren in der Pädagogik ist. Nicht ohne Grund werden Tiere immer häufiger in Krankenhäusern, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Seniorenheimen oder etwa Förderschulen eingesetzt. Dennoch ist die Tiergestützte Intervention bisher eine Verwaltungsseltenheit.
Wer die Tiergestützte Intervention im Landkreis Stade in Anspruch nehmen möchte, meldet sich beim Jugendhaus am Vorwerk unter der Rufnummer 04141/12 57 12 oder schreibt eine E-Mail: jugendhaus@landkreis-stade.de.
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