Lüneburg. Tragwerk aus dem 15. Jahrhundert gilt als Meisterwerk der Zimmereikunst. Welche Arbeiten in den kommenden zwei Jahren geplant sind.

Der Zahn der Zeit hat am Gebälk über den prunkvollen historischen Sälen im Lüneburger Rathaus genagt. Feuchtigkeit ist eingedrungen, Pilzbefall macht sich breit, gesplittertes Holz ist zu erkennen. Dabei beherbergt das Rathaus der Hansestadt Lüneburg einen Schatz von enormer Bedeutung. Diesen gilt es unbedingt zu schützen. Deshalb investiert die Stadt insgesamt einen Betrag im siebenstelligen Euro-Bereich. Bewilligte Fördermittel reduzieren die Belastung der Stadtkasse.

Um die Deckenmalereien im Fürstensaal zu erhalten sowie den Huldigungs- und Traubensaal zu schützen, lässt die Stadt das hölzerne Tragwerk sowie rund 1000 Quadratmeter Dachfläche sanieren. In der fast zweijährigen Bauphase wird der Fürstensaalflügel in drei Teilabschnitten eingerüstet.

Flügel mit dem Fürstensaal wird in drei Teilabschnitten eingerüstet

Maja Lucht (Fachbereichsleitung Gebäudewirtschaft) und Diplom-Ingenieur Frieder Küpker (Projektleiter) verschafften sich jetzt einen im spätgotischen Dachtragwerk einen Überblick. Küpker zeigt mit dem Finger in Richtung Dach: „Bei Stürmen geht durch Verformungen der Mörtel zwischen den Ziegeln kaputt. So entstehen Lücken, durch die Regen in den Dachraum eindringt.“

Gut zu erkennen sind die Lücken zwischen den Dachziegeln. Künftig soll hier kein Regen mehr eindringen können.
Gut zu erkennen sind die Lücken zwischen den Dachziegeln. Künftig soll hier kein Regen mehr eindringen können. © HA | Hansestadt Lüneburg

Die Feuchtigkeit gefährdet nicht nur das Holzwerk, sondern vor allem die Deckengemälde und den Stuck im Huldigungssaal. Um diese Gefahr zu bannen und gleichzeitig für mehr Halt zu sorgen, lässt die Stadt unter anderem ein regensicheres Unterdach einbauen und die alten Holzbalken verstärken. Später werden dann Dachpfannen ausgetauscht sowie die Deckenmalereien und Gemälde in den Festsälen restauriert.

Dachtragwerk aus der Zeit um 1450 gilt als Meisterwerk der Zimmereikunst

„Alles, was wir tun, erfolgt unter der Maßgabe, dass wir möglichst viel historische Substanz bewahren und das charakteristische Erscheinungsbild ohne Beeinträchtigungen überliefern“, betont Lucht. Schließlich sei das Dachtragwerk aus der Zeit um 1450 ein Meisterwerk der Zimmereikunst. Mit den Abmessungen von 11,5 mal 34 Metern zählt der Fürstensaal zu den größten stützenfreien Sälen Norddeutschlands aus dieser Zeit.

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Im November wird zunächst eine Schadensanalyse durchgeführt. Voraussichtlich ab Frühsommer stehen die Dachdeckerarbeiten an. Währenddessen wird es weiterhin Rathausführungen geben, auch die Marktbeschicker müssen keine größeren Einschränkungen befürchten.

Aus Berlin: Förderung aus einem Sonderprogramm der Bundesregierung

Mindestens eine Million Euro kostet die Maßnahme, knapp die Hälfte davon fließt als Zuwendung aus einem Sonderprogramm der Bundesregierung. Die Stadt hat weitere Maßnahmen für das Rathaus im Blick: „Wir haben uns um Fördermittel für die Barrierefreiheit bemüht. Leider haben wir für dieses Jahr eine Absage erhalten, aber wir bleiben weiter dran“, kündigt Maja Lucht, die zuständige Fachbereichsleiterin, an.