Lüneburg. Der Lüneburger Armin Kohanrooz will ein besonderes Café am Stint eröffnen. Doch kurz vor dem Start fehlt nicht nur die Kaffeemaschine.

Das neue Café wånd.coffee verbirgt sich in einem schmalen denkmalgeschützten Haus am Lüneburger Stintmarkt. Hier, wo Touristen wie Stadtbewohner über Kopfsteinpflaster am Wasser entlang flanieren, sollen sie bald auch bis nachmittags für ein besonderes Frühstück einkehren können. Ein paar Stufen hinauf, durch eine gläserne Windschutztür – und die Gäste stehen im skandinavisch gestalteten Erdgeschoss, dem Herzstück des Cafés.

Ein großer runder Tisch ist für Gruppen gedacht, von Plätzen am Fenster aus können Besucher die Aussicht genießen, über einen kleinen Innenhof ist das Café auch barrierefrei zu erreichen. Schwarz-weiß-Fotografien an den Wänden sollen das moderne Design unterstreichen. Eine offene Küche mit Tresen erlaubt Einblicke, wie die Speisen frisch angerichtet werden.

Neues Café am Lüneburger Stint: Eröffnung voller Hindernisse

„Und hier kommt ein langer hoher Holztisch hin“, sagt Armin Kohanrooz, der Inhaber des künftigen Cafés, und deutet mit ausladender Handbewegung an eine weiße Wand. Dort will er bei regelmäßigen Verkostungen seinen Gästen die Welt des Kaffees näherbringen. Denn dem Kaffee gilt seine ganze Leidenschaft. Mit dem Café und seiner eigenen Röstung soll sich Mitte Oktober ein Kindheitstraum endlich erfüllen.

Blick aus dem Fenster des neuen Cafés am Lüneburger Stint. Bei wånd.coffee gibt es auf zwei Etagen internationales Frühstück, Kaffee und Tee.
Blick aus dem Fenster des neuen Cafés am Lüneburger Stint. Bei wånd.coffee gibt es auf zwei Etagen internationales Frühstück, Kaffee und Tee. © Lena Thiele | Lena Thiele

Das Problem ist allerdings: Noch sind die Räume weitgehend leer, der Existenzgründer steht vor einer Reihe von Problemen, die seinen Zeitplan zunichte machen könnten. Lieferungen verspäten sich von Woche zu Woche, noch immer wartet Armin Kohanrooz auf die bestellten Tische und die professionelle Kaffeemaschine. Auch die Küche kann er bisher nur als 3-D-Zeichnung auf seinem Handybildschirm zeigen, den Tresen fertigt eine Tischlerei aus der Region derzeit an.

Noch arbeitet der Gründer als Qualitätsmanager bei einem Hamburger Kaffeehändler

Zugleich steigen die Kosten dramatisch, mittlerweile summieren sich seine über Kredite finanzierten Investitionen auf etwa 100.000 Euro. „Ich muss unbedingt noch im Oktober aufmachen, um Umsatz zu machen“, sagt Armin Kohanrooz. „Sonst bin ich direkt insolvent.“ Dabei hatte alles gut angefangen.

Seit zwei Jahren plant Armin Kohanrooz das Konzept für sein Café wånd.coffee, es entsteht in einem denkmalgeschützten Haus.
Seit zwei Jahren plant Armin Kohanrooz das Konzept für sein Café wånd.coffee, es entsteht in einem denkmalgeschützten Haus. © Lena Thiele | Lena Thiele

Der Traum vom eigenen Café begleitet den heute 35-Jährigen seit seiner Kindheit. Aufgewachsen im Iran, kam er vor elf Jahren nach Deutschland. Er lernte die Sprache, machte eine Ausbildung zum Friseur, arbeitete als Koch und in der Gastronomie. Doch der Kaffee ließ Armin Kohanrooz nie los, er bildete sich weiter und ist noch bis Ende des Monats als Qualitätsmanager bei einem großen Kaffeehändler in Hamburg tätig.

Neues Café am Stint in Lüneburg: Spendenkampagne soll dem Café-Gründer Luft verschaffen

An dem Konzept für wånd.coffee – der Name des Cafés ist angelehnt an den Berg Damawand in seiner Heimatregion im Iran – arbeitet er seit etwa zwei Jahren. In den historischen Räumen am Lüneburger Stint sollen auf zwei Etagen rund 40 Gäste Platz finden. Da das Gebäude seit etwa drei Jahren leer steht, hat der künftige Café-Inhaber eine Förderung bei der Stadt Lüneburg, die den Leerstand in der Innenstadt bekämpfen will, beantragt.

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Ob er die erhoffte finanzielle Unterstützung erhält, steht noch nicht fest. Die entsprechende Kommission, die über die finale Bewilligung entscheidet, habe zu diesem Antrag noch nicht getagt, sagt ein Rathaussprecher. Zudem hat der Gründer eine Kampagne auf der Spendenplattform Gofundme gestartet, über die bis zum Mittwoch rund 4400 Euro zusammengekommen waren. Auch in den sozialen Medien bewirbt er sein Vorhaben mit Bildern seiner ansprechend angerichteten Speisen und Getränke.

Zum Frühstück Eggs Benedict, Chorizo und koreanisches Toast mit Kimchi

Die Frühstückskarte ist international zusammengestellt. „Egal wo ein Gast herkommt, er soll bei mir etwas nach seinem Geschmack finden“, sagt Armin Kohanrooz. So gibt es unter anderem ein Frühstück mit amerikanischen Eggs Benedict, eins mit spanischer Chorizo, eins mit koreanischem Toast sowie Pancakes und French Toast. Auch vegane, gluten- und laktosefreie Speisen werden angeboten. Die Zutaten kommen, wann immer möglich, aus der Region.

Armin Kohanrooz will im Oktober am Lüneburger Stintmarkt sein Café eröffnen. Doch noch ist das Erdgeschoss nicht eingerichtet.  
Armin Kohanrooz will im Oktober am Lüneburger Stintmarkt sein Café eröffnen. Doch noch ist das Erdgeschoss nicht eingerichtet.   © Lena Thiele | Lena Thiele

Das Frühstück wird bis in den Nachmittag serviert und soll, so der Gastronom, auch ein Mittagessen ersetzen können. „Wir arbeiten zum Beispiel mit Kichererbsen, Avocado und Kürbis aus dem Ofen. Davon wird man auf jeden Fall satt.“

Seinen Kaffee wird Armin Kohanroooz selbst in Lüneburg rösten

Dazu gibt es natürlich Kaffee in vielen Variationen, den Armin Kohanrooz in einer Lüneburger Rösterei selbst rösten wird und der auch in Supermärkten verkauft werden soll. Beim Einkauf des Rohkaffees hat er auf Produzenten geachtet, die sich vor Ort sozial engagieren, zum Beispiel mit einem Schulprojekt in Mexiko oder einem Gesundheitsprojekt in El Salvador.

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Die Tüten für den gerösteten Kaffee sind bereits entworfen, jede Sorte wird durch einen zum Geschmack passenden Farbton gekennzeichnet. Auf der Rückseite ist jeweils eine Zeichnung zu sehen, die ein markantes Gebäude aus der Stadt zeigt. „So können sich Touristen ein Stück Lüneburg mit nach Hause nehmen“, sagt der Gründer, der selbst seit fünf Jahren in der Hansestadt lebt.

Die Einrichtung des Cafés wird skandinavisch und modern

Mit Liebe zum Detail hat er auch die Einrichtung ausgewählt. Während das Erdgeschoss schlicht und modern gehalten ist, soll es im lichtdurchfluteten Obergeschoss mit Grünpflanzen gemütlich werden. Sein Ziel: „Die Gäste sollen sich wie zu Hause fühlen.“ Unten auf dem Steinboden stapeln sich große Pappkartons mit den bereits gelieferten Stühlen.

Der Lüneburger Stint ist beliebtes Ziel von Touristen und Stadtbewohnern. In dem weißen Haus eröffnet das neue Café.
Der Lüneburger Stint ist beliebtes Ziel von Touristen und Stadtbewohnern. In dem weißen Haus eröffnet das neue Café. © Lena Thiele | Lena Thiele

Aus einem kleineren Karton zieht Armin Kohanrooz einen großen hellen Teller. Jetzt lächelt er, trotz allem. Monatelang habe er sich beim Hersteller um einen Rabatt bemüht, am Ende erfolgreich. Das dezente Design ist ihm wichtig. „Damit die Speisen gut zur Geltung kommen.“

Am 18. Oktober soll das neue Frühstücks-Café am Lüneburger Stint eröffnen

Nun hofft er, dass die Teller bald zum Einsatz kommen. Das Team steht bereit, außer seinem Bruder und einem Freund sind zwei Aushilfen engagiert. Am Mittwoch, 18. Oktober, will er das Café wånd.coffee am Stint eröffnen – zur Not als sogenanntes Soft Opening mit einem eingeschränkten Angebot. Noch bangt er, dass die Kaffeemaschine rechtzeitig eintreffen wird. Sonst werde er improvisieren, meint Armin Kohanrooz. „Dann gibt es eben Filterkaffee. Mir bleibt keine andere Wahl.“