Stade/Landkreis Harburg. Dritter Angriff in drei Wochen. Kühe auf einer Weide gerissen. Ist es immer derselbe Wolf? Landrat in Sorge.

Erneut sorgt ein mutmaßlicher Wolfsangriff in Nord-Niedersachsen für Aufsehen. In Wiepenkathen im Landkreis Stade habe es am Dienstag einen Angriff eines Wolfes oder mehrerer Wölfe auf eine Rinderherde gegeben.

Dabei seien zwei Rinder getötet worden, teilte die Jägerschaft des Landkreises Stade e.V. mit. Stades Landrat erneuerte seine Forderung, die Wolfspopulation in Niedersachsen stärker zu regulieren.

In den vergangenen dreieinhalb Wochen kam es im Landkreis Stade und den angrenzenden Gebieten vermehrt zu Wolfsangriffen. Wie aus einer Pressemitteilung der Jägerschaft des Landkreises Stade e.V. hervorgeht, wurden unter anderem in Gräpel 55 Schafe, in Nieder Ochtenhausen und Großenwörden jeweils drei Schafe getötet. Zudem seien in Großenwöhrden weitere Schafe verletzt worden. Laut der Mitteilung fanden alle Angriffe in einem Radius von weniger als 20 Kilometern statt, was auf den gleichen Wolf hindeutet.

Ein Rind wurde sofort getötet, das andere musste vor Ort eingeschläfert werden

Der jüngste Vorfall ereignete sich am Dienstag auf einer Wiese in Wiepenkathen. Dort wurden zwei Rinder vermutlich von einem oder mehreren Wölfen angegriffen. Eines der Tiere wurde sofort getötet, das andere musste vor Ort eingeschläfert werden.

„Mit großer Sorge blicke ich auf den jüngsten mutmaßlichen Angriff eines Wolfes in unserer Region“, sagte Stades Landrat Kai Seefried (CDU). „Nun sind offenbar Rinder Opfer eines Wolfes geworden – und das in Wiepenkathen, also am Rand der Kreisstadt Stade.“

“Die wiederholten Angriffe von Wölfen auf Weidetiere in unserer Region fordern ein schnelles Handeln, um die staatlich geduldete Tierquälerei nicht noch weiter ausufern zu lassen,“ teilte die Jägerschaft des Landkreises Stade mit. Der Vorsitzende Peter Hatecke plädierte dafür, die betroffenen Landwirte gegen Angriffe in sozialen Medien zu schützen und ihnen unbürokratisch Entschädigung für ihre finanziellen Verluste zu gewähren.

Jägerschaft fordert Umweltminister auf, sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen

„Die Jägerschaft des Landkreises Stade e.V. fordert Umweltminister Meier auf, sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen,“ so Peter Hatecke.

Dem schloss sich auch Stades Landrat Kai Seefried (CDU) an, der den niedersächsischen Umweltminister Christian Meyer (Grüne) noch am Dienstag nach Stade einlud. „Die aktuelle Entwicklung bereitet nicht nur mir Sorgen, sondern sorgt für eine erhebliche Verunsicherung in der Bevölkerung und vor allem natürlich auch bei den Weide- und Nutztierhaltern“, sagte Seefried.

Bereits am Sonntag kam es auch in Egestorf im Landkreis Harburg zu einer Attacke auf eine Schafherde, bei der 19 Tiere getötet wurden. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer war in diesem Fall die Umzäunung der Weide nicht vollständig den Richtlinien entsprechend gesichert. Ein sogenannter Untergrabenschutz habe gefehlt, wodurch die Wölfe möglicherweise unter dem Zaun hindurch den Angriff starten konnten. Auf der Weide in Wiepenkathen gab es keine erkennbaren Schutzvorkehrungen vor einem Wolfsangriff.

Um die Weide herum gibt es keinen Schutzzaun gegen Wölfe.
Um die Weide herum gibt es keinen Schutzzaun gegen Wölfe. © JOTO | Joto

Auch hier: DNA-Proben sollen Aufschluss geben

Die Frage, ob tatsächlich ein oder mehrere Wölfe für den Angriff in Egestorf verantwortlich waren, soll durch DNA-Proben geklärt werden.

Damit könne auch das entsprechende Wolfsrudel identifiziert werden, so der Bürgermeister von Egestorf, Christian Sauer (UWE).

Auch in Wiepenkathen kann erst nach Auswertung von DNA-Proben geklärt werden, ob es sich wirklich um einen Wolfsangriff handelt. Die Spuren würden aber aktuell kaum einen anderen Schluss zulassen. Die Kommunikation zwischen dem Umweltministerium und dem Landkreis Stade stocke aber bei diesem Thema. „Noch nicht einmal das vom Umweltministerium bereits bestätigte Ergebnis der DNA-Analyse, das zweifelsfrei einen Wolf für Dutzende tote Schafe in Gräpel verantwortlich macht, wurde die Naturschutzbehörde bisher offiziell informiert“, kritisierte der Landrat.

„Dabei sind die DNA-Analysen wichtige Grundlagen, um bei Wölfen, die wiederholt Nutztiere reißen, Anträge auf Entnahme stellen zu können.“

Montag beschäftigt sich auch der Kreistag des Landkreises Stade mit dem Thema

Am Montag beschäftigt sich auch der Kreistag des Landkreises Stade mit dem Thema. Die Fraktionen von CDU, FWG und FDP hatten vor zwei Wochen einen Dringlichkeitsantrag eingebracht. Unter anderem geht es um die Forderung eines regional differenzierten Bestandsmanagements.„Ohne ein wirksames Bestandsmanagement wird es auf Dauer keine Weidetierhaltung im Landkreis Stade mehr geben“, warnte Kai Seefried. Das wäre ein fatales Signal unter Natur- und Umweltschutzaspekten. Gerade der Küstenschutz wäre ohne Schafherden in großer Gefahr.