Buchholz. Schmetterlingspark bei Hamburg bietet faszinierende Einblicke zu moderaten Preisen. Ehepaar zieht Falter in der eigenen Wohnstube groß.

  • Der Schmetterlingspark Alaris in Buchholz gilt als Geheimtipp für Familien mit Kindern
  • Zu moderaten Eintrittspreisen kann man hier eintauchen in einen Dschungel aus Palmen, Bananen und Farnen
  • Der Park ist komplett barrierefrei und liebevoll von der Inhaber-Familie gestaltet

Schmetterlingspuppen sind seltsam geformte Gebilde, die gar nicht so aussehen, als könne etwas Lebendiges in ihnen stecken. Doch dann beginnen sie plötzlich zu zucken und zu pendeln und dann – tut sich ein Spalt auf. Aus der festen Hülle quillt langsam etwas Weiches, Buntes. Was zunächst wirkt wie zerknülltes Stück Papier, entfaltet sich binnen Minuten zu einem Schmetterling mit hauchzarten Flügeln.

Das Schlüpfen eines Schmetterlings ist immer wieder ein erstaunliches, buchstäblich wunderbares Erlebnis. Auch für Christine Krause, obwohl sie es schon tausendmal beobachtet hat. Denn sie ist Betreiberin des Alaris-Schmetterlingsparks in Buchholz in der Nordheide.

Schmetterlingspark bei Hamburg: 700 verschiedene Arten aus Südostasien und Lateinamerika

Dem Passionsfalter, der sich an einem sonnigen Märztag als erster aus seiner Hülle drückt, sieht sie mit besonderer Freude und Rührung zu. Bedeutet seine „Geburt“ doch die Rückkehr des Lebens in die Glashäuser und damit den Weiterbestand ihres Herzensprojekts.

In solchen gepolsterten Kästen kommen die Puppen aus aller Herren Länder in der Nordheide an.
In solchen gepolsterten Kästen kommen die Puppen aus aller Herren Länder in der Nordheide an. © HA | martina berliner

Seit Sonnabend, 16. März, hat der Alaris Schmetterlingspark seine Türen für Besucher wieder geöffnet. Die können von nun wieder tief eintauchen in die tropische Atmosphäre der Gewächshäuser: In den vergangenen Tagen und Wochen haben Schmetterlinge in verschiedensten Farben, Formen und Größen den Urwald unter Glas für sich erobert, darunter auch leuchtend blaue Himmelsfalter mit Flügelspannweiten von bis zu zwölf Zentimetern.

Zur Freude des Publikums werden sie scheinbar schwerelos durch die 24 Grad warme, feuchte Luft gaukeln, durch den sattgrünen Dschungel segeln, bunte Blütenkelche umtanzen und mit haarfeinen Rüsseln Saft aus Orangenscheiben saugen. Wer rote Kleidung trägt, darf damit rechnen, dass einer der bunten Flatterer auf seiner Schulter landet. Und wer vormittags kommt, hat gute Chancen die „Geburt“ eines Schmetterlings zu erleben.

Bananenstauden, Avocadobäume, Zitrusbüsche: Ein Stückchen Tropen in der Nordheide

Dass dieses Stückchen Tropen in der Nordheide nach der Winterpause wieder erwachen würde, schien bei Saisonende im Herbst 2022 angesichts hoher Energiepreise und Erdgasknappheit keineswegs sicher. Denn ein Heizungsausfall hätte die exotische Vegetation absterben lassen.

Auch der größte Schmetterling der Welt, der Atlasfalter, ist zuweilen im Schmetterlingspark zu sehen.
Auch der größte Schmetterling der Welt, der Atlasfalter, ist zuweilen im Schmetterlingspark zu sehen. © HA | martina berliner

Und ohne Bananenstauden, Avocadobäume, Zitrusbüsche und zahllose andere Urwald-Gewächse fehlten den auf einzelne Pflanzenarten spezialisierten Schmetterlingen die Blätter zur Eiablage – und den sich daraus entwickelnden Raupen die Futterpflanzen. Ein Albtraumszenario für Christine Krause, die sehr stolz darauf ist, dass in ihrem Park alle Entwicklungsstadien vom Ei bis zum Schmetterling zu beobachten sind.

In weich gepolsterten Päckchen werden die Puppen aus Asien verschickt

Doch inzwischen ist die Gefahr überstanden. Und auch Christine Krause lebt auf. Seit Wochen bereitet sie sich voller Vorfreude auf die Wiedereröffnung vor. Damit die Vegetation wieder üppig sprießt, musste ein fachgerechter Rückschnitt erfolgen und frische Erde ausgebracht werden, die beiden Teiche wurden gesäubert und die Goldfisch dafür kurzzeitig umgesiedelt

Mehrmals täglich muss Christina Krause die Schmetterlingspuppen in den Plastikdosen kontrollieren. Sie kommen aus Zuchtbetrieben Südostasiens und Lateinamerikas.
Mehrmals täglich muss Christina Krause die Schmetterlingspuppen in den Plastikdosen kontrollieren. Sie kommen aus Zuchtbetrieben Südostasiens und Lateinamerikas. © HA | martina berliner

Jetzt, kurz vor Saisonbeginn, besteht ihre Hauptaufgabe im Überwachen der Schmetterlingspuppen, die alle 14 Tage in weich gepolsterten Päckchen per Post bei ihr eintreffen. Kleine, sorgfältig ausgewählte Zuchtbetriebe Südostasiens und Lateinamerikas liefern die Puppen zum Stückpreis von 1,40 Euro bis 8 Euro.

Zum Schlüpfen muss die Puppe aufgehängt werden

Christine Krause lagert die ganz unterschiedlich geformten und gefärbten Insektenhüllen in fest verschlossenen Plastikschachteln, um sie vor dem Austrocknen zu schützen. Mehrmals täglich muss sie den Zustand jeder einzelnen Larve kontrollieren. Die Zeit der Puppenruhe variiert je nach Art und Umgebungstemperatur. Es gilt, rechtzeitig zu erkennen, wann der Schmetterling schlüpfen wird. Denn zuvor muss die Puppe aufgehängt werden. Läge sie am Boden, könnte der Schmetterling sich nicht entfalten und seine Flügel nicht trocknen. Das Leben der Falter hängt buchstäblich am seidenen Faden.

Zu gerne führt Christine Krause kleine Entdecker durchs Tropenhaus.
Zu gerne führt Christine Krause kleine Entdecker durchs Tropenhaus. © HA | martina berliner

„Ich habe Jahre gebraucht, bis ich sicher an der Farbveränderung und der Härte der Hülle erkennen konnte, wann das Schlüpfen bevorsteht“, erzählt Christine Krause. Gern öffnet sie die Dosen, um die teils farbig glänzenden, teils schlicht braunen Naturwunder den Park-Besuchern zu zeigen. Momentan ist auch noch selbst gezüchteter Schmetterlingsnachwuchs aus dem Vorjahr am Strauch zu besichtigen. Puppen des „Scharlachroten Ritters“ hängen schon seit dem Herbst in einem Zitrusbusch. Die Kühle des Winters hat ihre Entwicklung stark gehemmt.

Niemand verlässt den Schmetterlingspark ohne Aha-Erlebnis

Exemplare, die inmitten von Blättern baumeln, haben exakt deren grüne Farbe. Andere Puppen der gleichen Art, aber nahe am Geäst hängend, sind braun gefärbt. Ein Tarneffekt, der sie in der freien Natur schützen würde. „Aber Puppen haben keine Augen. Wie können sie wissen, welche Farbe ihre unmittelbare Umgebung hat?“, fragt Christine Krause. „Niemand weiß es. Das ist ein weiteres Rätsel um diese wunderbaren Verwandlungskünstler.“

Jederzeit können sich Schmetterling auf den Köpfen der Besucher niederlassen.
Jederzeit können sich Schmetterling auf den Köpfen der Besucher niederlassen. © HA | martina berliner

Christine, die am liebsten Tini genannt wird, ist es ein Bedürfnis, ihre Gäste an der eigenen Begeisterung teilhaben zu lassen, Zuneigung für die zarten Falter zu wecken und Verständnis für ökologische Zusammenhänge zu schaffen. Niemand verlässt den Schmetterlingspark ohne Aha-Erlebnis. Ehemann Robert unterstützt sie dabei, soweit sein Job als Konrektor der Hauptschule Tostedt das zulässt.

„Ohne dass die ganze Familie sich für den Schmetterlingspark interessiert, ginge es nicht. Ich bin so dankbar, dass alle mitziehen“, sagt Christine Krause. Beide Kinder haben schon enormes biologisches Wissen erworben. So kennen sie die größten Feinde der Schmetterlinge: Spinnen und Ameisen. Während Spinnen die Falter in ihren Netzen fangen, fressen Ameisen ruhende Schmetterlinge bei lebendigem Leib auf, ohne dass die es merken. „Schmetterlinge haben kein Schmerzempfinden“, weiß Ida.

Wer mag, kann sich im Café erfrischen oder die Füße in den Sand stecken

Sie weiß auch, wie man dem gefährlichen Ungeziefer beikommt: mit chinesischen Zwergwachteln. Kürzlich hat das Mädchen beim Geflügelzüchter 13 der kaum faustgroßen Federknäuel auswählen dürfen, die nun auf der Jagd nach Ameisen und Spinnen durch die Glashäuser wuseln.

Der erste Passionsfalter des Jahres ist geschlüpft und trocknet auf der leeren Puppenhülle sitzend seine Flügel.
Der erste Passionsfalter des Jahres ist geschlüpft und trocknet auf der leeren Puppenhülle sitzend seine Flügel. © HA | martina berliner

Die putzige „Parkpolizei“ entzückt nicht nur Kinder. „Ich liebe ihr zartes Piepsen, das habe ich im Winter so vermisst“, seufzt Tini ein ums andere Mal, als die kleinen Vögel erstmals ihre neue Umgebung erkunden. Die Schmetterlingsleibgarde von 2022 war nämlich spurlos verschwunden. Niemand weiß, wie und wohin die Zwergwachteln entkamen. „Es gab da ein paar kleine Löcher in den Wänden, vielleicht sind sie da durchgeschlüpft.“

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Der Schmetterlingspark südlich von Hamburg erfüllt längst das Leben der ganzen Familie und zieht Besucher von nah und fern an. Dafür sorgt auch das Rahmenprogramm: Im schönen Außenbereich gibt es ein Café, das Kaffeespezialitäten, Kuchen, Eis und kleine Snacks serviert. Wer mag, kann im „Beach-Chill-Out“ einfach mal die Füße in den Sand stecken oder sich auf den bunten Hüpfkissen austoben.

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„Reisegesellschaften, Vereine, Kindergartengruppen und Schulklassen haben ihr Kommen bereits angekündigt. Führungen, Kindergeburtstags- und Jubiläumsfeiern sind schon gut gebucht“, sagt Christine Krause. Und neue Schmetterlinge schlüpfen weiter, so als wüssten sie, dass ihnen bald viele staunende Gesichter dabei zusehen.

ALARIS Schmetterlingspark, Zum Mühlenteich 2, Buchholz, täglich von 10 bis 17 Uhr. Eintritt: Erwachsene 9,50 Euro, ermäßigt 7,50 Euro. Kinder ab 3 Jahren: 6 Euro. Weitere Infos unter www.alaris-schmetterlingspark.de