Hannover. Das LKA untersucht die Gegenstrände aus dem Erddepot weiterhin auf Spuren. Warum ein Ex-Terrorfahnder einen Bezug zur RAF ausschließt.

Eine Woche nach dem Fund eines alten Erddepots mutmaßlich linker Terroristen bei Seevetal untersucht das LKA Niedersachsen die Gegenstände weiter auf mögliche Spuren. Das sagte eine Sprecherin des niedersächsischen Landeskriminalamtes am Freitag in Hannover. Erst wenn dies abgeschlossen sei, werde sich genau sagen lassen, welcher Gruppierung das Versteck zuzuordnen sei. Bei Waldarbeiten südlich von Hamburg war vergangenen Freitag ein vergrabenes Kunststoff-Fass mit alten Dokumenten und Chemikalien entdeckt worden.

Auswertung deutet auf Revolutionäre Zellen hin

Nach erstem Augenschein hatte das LKA vermutet, dass das Depot in den frühen 1980er Jahren von der linksterroristischen Rote Armee Fraktion (RAF) angelegt worden sein könnte. Mittlerweile deute die Auswertung der sichergestellten Schriftstücke eher auf Urheber aus den Reihen der Gruppierung Revolutionäre Zellen (RZ) hin, sagte die Sprecherin.

"Bei den Schriftstücken handelt es sich unter anderem um Anleitungen zur Herstellung von Brand- und Sprengsätzen." Auch gehe es um Wundversorgung, zum Beispiel bei Schussverletzungen.

Auf das Konto der RZ sollen bis zu 300 Anschläge gehen

Auch der Ex-Terrorfahnder Rainer Hofmeyer sieht keinen Bezug des Seevetaler Fundes zur Rote Armee Fraktion. „Ich schließe aus, dass es sich um ein RAF-Depot handelt„, sagte der frühere Leiter der Terrorismusabteilung im Bundeskriminalamt dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“.

Im Gegensatz zum jetzt entdeckten Versteck hätten sich in RAF-Depots stets Waffen, Munition, gefälschte Papiere und Geld gefunden, aber keine „Pamphlete der Revolutionären Zellen“. Auch habe die RAF bei ihren Anschlägen nicht Salz- und Schwefelsäure verwendet, wie sie in Seevetal gefunden wurden, sagte Hofmeyer den Angaben nach.

Auf das Konto der Revolutionären Zellen sollen von den 1970er bis zu den 1990er Jahren bis zu 300 Anschläge gehen, meist gegen Gebäude. Es gab aber auch Gewalt gegen Menschen. Anders als die RAF im Untergrund lebten die meisten RZ-Mitglieder in der Legalität. Über die mögliche Zuordnung des Funds zu den RZ hatten zuvor der "Spiegel" und das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet. Das LKA stellte für kommende Woche einen Bericht über den Ermittlungsstand in Aussicht.