40 Jahre in der Politik

„Seevetal summt“ – Lieblingskind des Jubilars

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Fritz Becker hat viel Energie in das Projekt „Seevetal summt“ investiert. Flora und Fauna liegen ihm besonders am Herzen.

Fritz Becker hat viel Energie in das Projekt „Seevetal summt“ investiert. Flora und Fauna liegen ihm besonders am Herzen.

Foto: Laura Kosanke

Fritz Becker sitzt seit 1980 für die FDP im Gemeinderat und gestaltet Seevetal mit. Er setzt sich vor allem für biologische Vielfalt ein.

Hittfeld/Helmstorf.  Einen langen Atem hat Fritz Becker in seiner Zeit im Gemeinderat schon oft bewiesen. Hitzige Kurzschlussentscheidungen sind seine Sache nicht. Lieber führt er im Hintergrund vorbereitende Gespräche, um einen gemeinsamen Weg zu finden. Denn sein Ziel ist es, etwas für die Menschen in Seevetal zu bewirken.

In diesem Herbst kann Fritz Becker auf vier Jahrzehnte zurückblicken, in denen er als Ratsmitglied die Entwicklung seiner Heimat mitgestaltet hat. Der FDP-Politiker hat einige Herzensprojekte verfolgt, viele Kompromisse ausgehandelt und auch etliche Ideen wieder begraben müssen. Rückschläge gehörten in einer Demokratie dazu, sagt der 74-Jährige ohne Groll. „Ich lehne es aber ab, mich über Dinge zu ärgern, die nichts geworden sind. Die Energie stecke ich lieber in neue Projekte.“

Zum Beispiel in die Initiative Seevetal summt, eines seiner Lieblingskinder, wie er sagt. Mit Blühstreifen, Saattütchen und Verzicht auf Pestizide hat die Gemeinde einen Weg eingeschlagen, um die biologische Vielfalt zu erhalten. Wildbienen und andere Insekten sollen auch in Zukunft in Seevetal ihren Lebensraum finden. So wie vor der ehemaligen Bücherei in Hittfeld, ein Fachwerkhaus, für dessen Sanierung sich Fritz Becker eingesetzt hat. „Ein ortsprägendes Gebäude wurde somit erhalten. Damals hatten ja nur wenige Leute noch ein Herz für solche Fachwerkbauten“, sagt der Kommunalpolitiker. Dass er stolz auf das Erreichte ist, kommt ihm nur zögernd über die Lippen. Zufrieden treffe es wohl eher. „Ich konnte schön mithelfen.“

Auf seine Initiative geht auch das Gewerbegebiet „An der Reitbahn“ zurück, die Bepflanzung des Kreisels an der Hittfelder Landstraße sowie die Fußgängerampel vor der Hittfelder Grundschule – wobei Fritz Becker betont, dass diese Ergebnisse nur in Zusammenarbeit mit weiteren engagierten Menschen zustande kommen konnten. Er forderte ein Einzelhandelsgutachten für Seevetal und die Einrichtung einer vollen Stelle für die Wirtschaftsförderung. Beides wurde mittlerweile umgesetzt.

Ein aktuelles Projekt ist die Gründung eines Gemeindewerks für Seevetal, wofür zunächst ein Gutachten erstellt werden soll. Fritz Becker ist überzeugt, dass die Gemeinde von einem solchen Betrieb profitieren würde. „Aus meiner Sicht bietet dieses Konzept, das in vielen Kommunen bereits realisiert wurde, signifikante langfristige Vorteile auch für die Gemeinde und die Bürger in Seevetal.“

In seiner Familie heißen die Männer stets Friedrich oder kurz Fritz

Der Helmstorfer, in dessen Familie die Männer stets Friedrich oder kurz Fritz hießen, musste früh Verantwortung übernehmen. Nach der landwirtschaftlichen Ausbildung und dem Besuch der Hotelfachschule, übernahm er bereits mit 23 Jahren den Hof und dazugehörigen Gasthof in Helmstorf, der seit 400 Jahren in Familienbesitz war. „Wir haben dort mit drei oder vier Generationen unter einen Dach gewohnt und gearbeitet, das war nicht immer einfach. Aber für junge Leute ist es auch hilfreich, wenn Oma und Opa mal sagen, was anders gemacht werden müsste. Es war eine schöne Zeit.“

20 Betten und einen großen Saal hatte der Gasthof, für die Auslastung sorgten Reisebusse aus Dänemark. „Aber nach der Wende fuhren die Dänen auch in den Osten, die Zeiten änderten sich“, sagt Fritz Becker. 2003 verkaufte er den Hof, blieb aber in Helmstorf wohnen. Nach einigen Jahren im Außendienst wurde er Büroleiter für die Bundestagsabgeordnete Nicole Bracht-Bendt.

All die Jahre engagierte er sich ehrenamtlich für die Kommunalpolitik, war außer im Gemeinderat auch im Ortsrat und im Kreistag aktiv und hatte für 15 Jahre das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters inne. Der Kontakt zu den Menschen ist ihm wichtig, sie seien Partner der Kommunalpolitik. „Ich habe immer gern mit Bürgern zusammengearbeitet.“ 1995 gründete er den „Liberalen Kreis“, um mit Gesprächsrunden und gesellschaftlichen Aktivitäten den Austausch in der Gemeinde zu fördern.

Er hat mehrere Gemeindedirektoren und Bürgermeister erlebt

Als Fritz Becker in den Gemeinderat kam, hatte die CDU dort die Mehrheit, SPD und FDP arbeiteten zusammen. Dieses Bündnis war dann beendet, später kooperierten die Liberalen mit den Christdemokraten. Heute bilden beide Fraktionen eine Gruppe im Rat. „So können wir gut gestalten“, sagt Fritz Becker. Besonders gut sei die Zusammenarbeit mit den Fraktionsvorsitzenden Norbert Böhlke und Kurt von Pannwitz gewesen.

Mehrere Gemeindedirektoren und Bürgermeister hat er erlebt, in besonderer Erinnerung hat er den ersten Gemeindedirektor Hans-Joachim Röhrs. „Mich beeindruckte, mit welcher Vehemenz er aufstand und seine Positionen verteidigte, wenn jemand im Rat die Positionen der Verwaltung anzweifelte oder mit zum Teil unsachlichen Argumenten in Zweifel zog.“

Sein Engagement in der Kommunalpolitik bedeutet nicht selten, dass er drei Sitzungen in einer Woche besuchen muss. Fritz Becker ist Mitglied im Rat, im Ortsrat für Hittfeld, Emmelndorf, Helmstorf und Lindhorst, im Bauausschuss, im Planungsausschuss sowie Beigeordneter im Verwaltungsausschuss. Zudem führt er die zweiköpfige FDP-Fraktion an und hat den stellvertretenden Vorsitz in der gemeinsamen Gruppe mit der CDU inne.

Darüber hinaus war und ist er Mitglied in verschiedenen Arbeitskreisen. „All das kann man nur machen, wenn man eine geduldige Frau hat“, sagt Fritz Becker, der seit 50 Jahren mit seiner Ehefrau Dorothee verheiratet ist, zwei erwachsene Kinder und vier Enkelkinder hat. Bei der kommenden Kommunalwahl will er erneut antreten, um dann einen harmonischen Übergang zur nächsten Generation zu begleiten, wie er sagt. Bald steht der 50. Geburtstag der Gemeinde Seevetal an, schon jetzt gestaltet Fritz Becker ihre Entwicklung seit 40 Jahren mit. Ein Hitzkopf hätte wohl nicht so lang durchgehalten.