München/Kiel. Bei Corona-Tests in Bayern ist es zu massiven Pannen gekommen: 44.000 Menschen warten auf Testergebnisse, 900 davon sind infiziert.

Wegen massiver Verzögerungen bei der Übermittlung von Corona-Testergebnissen in Bayern warten Zehntausende Menschen auf ihr Testergebnis. Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder hat aus der am Mittwoch bekanntgewordenen Panne Konsequenzen gezogen und einen für Donnerstag und Freitag geplanten Besuch an der Nordsee abgesagt.

"Bayern geht vor", schrieb Söder am Abend auf Twitter. Zuvor hatte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) in München eingestanden, dass rund 44.000 Reiserückkehrer noch kein Testergebnis bekommen haben, darunter auch 900 nachweislich mit Sars-CoV-2 Infizierte. Die Opposition übte scharfe Kritik und verlangte Aufklärung.

Günther zeigt Verständnis für Söders kurzfristige Absage

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat Verständnis für die kurzfristige Besuchsabsage gezeigt. „In solchen Situationen ist ein Regierungschef in seinem Bundesland gefordert“, sagte Günther am Mittwochabend. „Jeder andere Länderregierungschef hätte genauso entschieden.“

Markus Söder wollte am Donnerstag zu einem zweitägigen Besuch nach Schleswig-Holstein kommen. Geplant waren mehrere Stationen im Nationalpark Wattenmeer in Nordfriesland. Nach Bekanntwerden einer schweren Panne bei Corona-Tests an bayerischen Autobahnen sagte Söder am Mittwochabend ab. „Bayern geht vor“, schrieb er am Abend auf Twitter. Günther zufolge vereinbarten beide Ministerpräsidenten, den verabredeten Besuch zu einem späteren Zeitpunkt nachzuholen.

Mehr als zwei Drittel der Getesteten warten auf ihr Ergebnis

Huml sagte, die positiv Getesteten sollten bis Donnerstagmittag ihr Ergebnis bekommen. Der Zeitverzug ärgere sie "massiv", sie bedauere das sehr. Es gebe eine "Übermittlungsproblematik", "da gibt es nichts schönzureden". Grund für die Verzögerungen seien vor allem Probleme bei der händischen Übertragung von Daten und eine unerwartet hohe Nutzung des Angebots, erklärte der Präsident des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Andreas Zapf. Er sprach von einer "Panne". Manche Formulare von Getesteten seien unvollständig oder schwer leserlich ausgefüllt, zudem müssen sie mit den Codes von Rachenabstrichen abgeglichen werden.

Söder hatte erst am Montag betont, dass Bayern das einzige Bundesland mit einem so umfangreichen Angebot für Testwillige sei, aber Menschen aus allen Regionen der Bundesrepublik sich hier testen lassen könnten. Neben Teststationen an Flughäfen und Hauptbahnhöfen hatte der Freistaat auch Stationen an mehreren Autobahnraststätten eingerichtet. Rund 85.000 solcher Tests wurden nach Angaben von Huml bislang insgesamt gemacht. Die Übertragungsprobleme beträfen aber nur die Raststätten und Bahnhöfe, wo insgesamt knapp 60.000 Menschen getestet worden seien. Wie viele von ihnen aus welchem Land ankamen und wo sie wohnen, war zunächst unklar.