Kiel. Forscher haben neue Option zum Küstenschutz geprüft. Dämme würden über Hunderte von Kilometern durch das Meer verlaufen.

Zwei Riesendämme könnten die Nordsee nach Einschätzung von Forschern in ein Binnenmeer verwandeln und Millionen Menschen vor Überflutungen schützen. "Nach unseren bisherigen Maßstäben klingt die Dimension eines solchen Projekts völlig unvorstellbar", sagte der Wissenschaftler Prof. Joakim Kjellsson vom Kieler "Geomar - Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung" am Montag. Gemeinsam mit dem niederländischen Forscher Sjoerd Groeskamp hat er sich in einer Machbarkeitsstudie mit der Frage auseinandergesetzt, ob der Bau von Riesendämmen eine Option sein könnte.

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Ausgangspunkt der Überlegungen der beiden Forscher ist ein Szenario im Jahr 2500, indem der Meeresspiegel bereits um einige Meter angestiegen ist – Tendenz weiter steigend. Sie schlagen für diesen Fall den Bau eines 161 Kilometer langen Damms zwischen der Bretagne und Cornwall sowie ein fast 500 Kilometer langes Bauwerk in der nördlichen Nordsee zwischen Schottland und Norwegen vor. Im Ärmelkanal beträgt die mittlere Wassertiefe im Bereich des Damms 85 Meter, in der nördlichen Nordsee 127 Meter.

20 Jahre Bauzeit für die Riesendämme

Neben der Aufschüttung der Dämme sind laut der Studie auch Pumpwerke nötig, um das aus Flüssen kommende Wasser in den Atlantik zu pumpen. Die Kosten beziffern die Wissenschaftler nach heutigen Maßstäben mit 250 bis 500 Milliarden Euro. Sie gehen von einer Bauzeit von 20 Jahren aus.

"Wir sind nicht wirklich der Meinung, dass ein solches Projekt realisiert werden sollte", sagte Kjellsson. Die beste Option sei es weiter, gegen den Klimawandel vorzugehen. "Es ging uns auch darum darzustellen, vor welchen immensen Herausforderungen wir stehen, wenn wir die Klimaerwärmung in den kommenden Jahrzehnten nicht in den Griff bekommen." Nach Einschätzung der Forscher könnten solche Riesendämme im Notfall wirtschaftlicher sein als individuelle Küstenschutzmaßnahmen von 15 Anrainerstaaten.