69-Euro-Fahrräder

Schleswig-Holstein verbietet Verkauf von Obikes

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Matthias Popien
Ein Obike am Straßenrand

Ein Obike am Straßenrand

Foto: picture alliance

Verbraucherministerium sieht Billigräder als nicht verkehrssicher an. Zuvor hatten schon Hamburger Behörden die Bremsen moniert.

Kiel/Hamburg.  Fast 12.000 Obikes wurden in den vergangenen Wochen in Barsbüttel verkauft. Nun müssen die skurrilen Billigfahrräder für 69 Euro das Stück wieder zurückgerufen werden. Das hat das schleswig-holsteinische Verbraucherschutzministerium am Donnerstag verfügt. Zugleich wurde der Verkauf untersagt. „Die Räder sind nicht verkehrssicher, weil die Wirkung der Bremsen mangelhaft ist“, sagte Raju Sharma, der stellvertretende Leiter der Verbraucherschutzabteilung des Ministeriums. „Wir warnen davor, die Räder zu benutzen.“

Der Anordnung des Ministeriums waren gutachterliche Auseinandersetzungen vorangegangen. Eine für die Verkäufer um den Barsbütteler Kaufmann Harald Ploß negative Expertise hatten diese mit einem Gegengutachten gekontert. Nachdem am Mittwoch zwei Prüfstellen im Auftrag der Hamburger Marktüberwachungsbehörde unabhängig voneinander erhebliche Sicherheitsmängel festgestellt hatten, sah sich das Ministerium zum Eingreifen gezwunden. Verkaufsverbot und Rückrufgebot gelten ab sofort. Harald Ploß wurde eine entsprechende Verfügung zugestellt.

Obike scheiterte in Deutschland

Die Räder stammen aus der Konkursmassen eines Unternehmens aus Singapur, das in Deutschland mit Leihfahrrädern Geld verdienen wollte. Doch die Umsetzung dieses Plans scheiterte. Die Firmenchefs tauchten ab, und Harald Ploß, in dessen Lagerhalle die Räder für den Einsatz in Hamburg bereitstanden, hatte niemanden mehr, der die Hallenmiete zahlte. Also machte er sich im August gemeinsam mit dem Hamburger Unternehmer Osman Tazik an den Verkauf der recht schlichten, aber immerhin fabrikneuen Gefährte.

Kleine Klapprad-Räder, Vollgummireifen, Korb vorm Lenker. Eine Gangschaltung fehlt. Dennoch wurden in zwei Augustwochen rund 10.000 Räder verkauft wohl wegen des mit 69 Euro recht günstigen Preises. Wegen des großen Erfolgs besorgten sich Ploß und Tazik dann in Frankreich, Tschechien und Polen 1400 weitere Obikes.

"Nichts mit Obike zu tun"

Nun ist der Schlamassel da. Dem Ministerium gegenüber hat Ploß angeblich bestritten, die Räder verkauft zu haben. Wer ihn anruft, hört eine Ansage: „Mit den Rädern der Firma Obike haben wir nichts zu tun und werden Ihnen dazu keine Auskunft erteilen.“

Ein Problem dürfte die behördliche Anordnung insbesondere für diejenigen sein, die gleich mehrere Räder gekauft haben, um sie dann an Feriengäste an Nord- und Ostsee zu vermieten. Sollte es mit einem Obike zu einem Unfall kommen, könnte der Vermieter zur Verantwortung gezogen werden.

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